Von Raum und Zeit. Der Schatten als literarisches und künstlerisches Motiv im hohen und späten Mittelalter

Gastvortrag Ing. Gerd M. Micheluzzi, BA MA (Wien / Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)

Donnerstag, 9. Jänner 2020, 19:15 Uhr

Seminarraum 1, Hauptgebäude, Stiege 9, Tiefparterre

Das Phänomen des Schattens, welches im Grunde nichts anderes ist als ein „Loch im Licht“ (Baxandall 1997), aber ebenso als visuell und taktil erfahrbare Präsenz gelesen werden kann, avancierte mit seiner inhärenten Ambivalenz spätestens seit Platons „Höhlengleichnis“ zu einem beliebten und funktionell vielseitigen Motiv. Dies spiegelt sich in der Folge in der Etymologie des Schattenbegriffs wider und manifestiert sich gleichsam in einer Vielzahl von schriftlichen und bildlichen Zeugnissen. Für das hohe und späte Mittelalter, so die gängige Forschungsmeinung, scheint dieser Befund jedoch nur eingeschränkt zu gelten. Mit diesem interdisziplinären Vortrag wird anhand repräsentativer Beispiele der mittelhochdeutschen Literatur sowie der spätmittelalterlichen Malerei nicht nur dieser Gemeinplatz in Frage gestellt, sondern auch das erzählerische Potenzial des Schattenmotivs aus Sicht einer transmedialen Narratologie ausgelotet. Dabei spielen insbesondere die Kategorien des Raums als Ort der Handlung sowie der Zeit als eine Handlung implizierende Instanz eine zentrale Rolle.

Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Wiener Altgermanistik