Zwischen den Knien der Autorität : Mythos, Liebe, Macht in Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“

/ Philipp Scholze

Wien : 2013

Dissertation

Betreut von: Arno Dusini

Ausgangspunkt für die Dissertation „Zwischen den Knien der Autorität“ war die Frage: Warum schmeißt sich ein Mädchen aus dem ersten Stock auf die Straße? Als Motive lassen sich im „Käthchen von Heilbronn“ das Göttliche, die Liebe und der Wahnsinn heranziehen. In dieser Hinsicht lässt sich das „Käthchen von Heilbronn“ mit Platons Dialog „Phaidros“ verschränken und gibt eine aufschlussreiche Antwort auf die gestellte Frage. Damit die genannten Thematiken in einer Gesellschaft ausschlaggebend für Handlungen eines Individuums sein können, muss ein System von Machtdynamiken gegeben sein. Die Funktion und die Ausübung von Macht im „Käthchen von Heilbronn“ sind die zentralen Punkte dieser Arbeit. Dabei handelt es sich um ein Zusammenspiel aus Mythologemen und der Kodierung von Liebe. Beide, Mythos und Liebe, werden im Machtdiskurs verwendet, um sich als System aufzustellen und handlungsfähig zu sein. Geschlechterrollen sind insofern von Bedeutung, als dass sich das System der Macht ausschließlich auf das Männliche beruft und das Weibliche bewusst ausgeschlossen wird. Die Figur des Vaters nimmt darin eine herausragende Stellung ein. Ebenso wie das System des Stellvertreters. Von Gott ausgehend zieht sich die Funktion des Stellvertreters, in zahlreichen Abstufungen, wie ein roter Faden durch das Drama. Als Basis für die Auseinandersetzung mit dem „Käthchen von Heilbronn“, sind der Arbeit zwei Aufsätze von Heinrich von Kleist vorangestellt. Dabei handelt es sich um eine Analyse des Essays „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ und des Textes „Über das Marionettentheater“. Für meine Untersuchung hat sich auch ein Vergleich der „Phöbus“-Fassung mit der Druck-/Buchfassung des „Käthchens von Heilbronn“ als zielführend herausgestellt. An diesen schließt eine kurze Erläuterung der vielen sprechenden Namen des Dramas an, die direkt auf den Mythos und seine Funktionen in dem Stück hinweist.