Zur Emergenz des definiten Artikels im Althochdeutschen : Am Beispiel der Evangelienharmonie Otfrids von Weißenburg

/ Fabian Fleißner

Wien : 2014

Fabian Fleißner

Masterarbeit

Betreut von: Alexandra N. Lenz

Die vorliegende Arbeit zur althochdeutschen Artikelemergenz bietet einen Einblick in die unterschiedlichen Strategien der Definitheitsmarkierung der ältesten belegten deutschen Sprachstufe, darüber hinaus auch in jene der vorschriftlichen Verhältnisse. In diesem Ausmaß bislang noch nie zuvor realisiert, wurde mittels quantitativer Methoden versucht, anhand eines größeren Textkorpus in Form von 1000 ausgewählten Versen der „Evangelienharmonie“ Otfrids von Weißenburg die ursprünglich bedeutsame Verbindung zwischen syntaktischen Positionen von Artikeln und innersprachlichen Bezugselementen nachzuweisen. Die Auswertung der empirischen Daten ergab, dass sich die bereits im frühen 20. Jahrhundert aufgestellte und in weiterer Folge stark umstrittene These eines anaphorischen Artikelsystems im Althochdeutschen insofern bestätigen lässt, als die vermutete Affinität zum Subjekt als prototypische Position des Agens durch das vorgelegte Zahlenmaterial sichtbar wurde. Darüber hinaus zeigte sich, dass der im Althochdeutschen aufkommende Artikel nicht zwingendermaßen in Konkurrenz zu den alten Definitheitssystemen steht, sondern auch mit diesen kooperieren kann. Besonders der sich in Auflösung befindliche germanische Verbalaspekt ist im untersuchten Korpus noch lebendig und erfüllt in den meisten Fällen dort seine Aufgabe als Definitheitsmarker, wo der Artikel nicht erscheint.