/ Andrea Dorner
Wien : 2013
Dissertation
Betreut von: Hans-Jürgen Krumm
Gegenstand der vorliegenden Dissertation ist Leserförderung in sprachlich heterogenen Gruppen zu Beginn der Sekundarstufe I mit besonderem Fokus auf das Lesen in der Zweitsprache Deutsch (DaZ). Im Zentrum der Studie steht die Begleitevaluation eines Leseförderprojekts mit dem Titel „Stärkung der Lese- und Medienkompetenz von SchülerInnen mit Migrationshintergrund an AHS“, das im Schuljahr 2006/07 unter der Leitung des Stadtschulrates für Wien und des damaligen Pädagogischen Instituts Wien durchgeführt wurde. Die Ausgangslage im Projekt ist geprägt durch Klassen mit einer hohen Anzahl von Kindern mit DaZ, einer Situation, die weder den Lehrmethoden und Arbeitsanforderungen der Lehrenden noch den Bedürfnissen der SchülerInnen gerecht wird. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet daher, wodurch sich schulische Leseförderung in sprachlich heterogenen Gruppen besonders auszeichnet und nach welchen Kriterien lesefördernde Maßnahmen in solchen Gruppen zu analysieren und zu bewerten sind. Die Studie lehnt sich methodisch an die qualitative Evaluationsforschung an und wird in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe im Sinne begleitender Aktionsforschung durchgeführt, was zu vielschichtigem Datenmaterial führt und einen intensiven Praxisbezug gewährleistet. Der theoretische Teil der Arbeit stellt den aktuellen Stand der Leseforschung sowie die Forschungsgrundlagen über Spracherwerb und Sprachentwicklung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit dar. Der Kern der Arbeit besteht aus der Analyse und empirischen Erprobung förderdiagnostischer Maßnahmen zur Steigerung der Lesekompetenz von SchülerInnen mit DaZ. Die gängige Praxis des Leseunterrichts wird kritisch analysiert und die Unzulänglichkeit praktizierter monolingual ausgerichteter Diagnoseverfahren im Kontext von DaZ empirisch nachgewiesen. Zentral ist die Erkenntnis, dass Lesegeschwindigkeit vor allem beim Lesen in der Zweitsprache keinen zwingenden Schluss auf die Lesekompetenz zulässt. Die Aussagekraft solcher Diagnoseergebnisse ist daher zweifelhaft und bietet keine Anhaltspunkte für eine passgenaue Förderung. Diese führt vor allem durch regelmäßige, kleinschrittige Übungssequenzen, die sich an den Merkmalen des Lesens in der Zweitsprache orientieren, zu nachhaltigem Erfolg. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit besteht in einem Kriterienkatalog: Die Forschungsergebnisse werden in zehn Thesen zusammengefasst, die Grundsätze einer Leseförderung in sprachlich heterogenen Gruppen formulieren.