
/ Daniela Strigl
Wien : Böhlau, 1993
(= Literatur in der Geschichte – Geschichte in der Literatur ; 25)
Theodor Kramer (1897-1958), Erfolgslyriker der zwanziger und dreißiger Jahre, später dann Exilant, gehört zu den großen Wiederentdeckten der österreichischen Literatur. Seine realistischen Gedichte vom Leben auf dem Land und am Stadtrand, von der Wald- und Weinviertler Landschaft, von Vagabunden, Taglöhnern und Ziegelbrennern, Frontsoldaten und Arbeitslosen entwerfen ein eigentümliches Panorama der Zwischenkriegsjahre. In dieser ersten Kramer-Monographie überprüft Daniela Strigl die widersprüchlichen Urteile und Vorurteile von Zeitgenossen und Literaturhistorikern an Hand des poetischen Materials und gibt neue, differenzierte Antworten auf die Frage nach Kramers Standort: Sein Realismus ist sozialkritisch, doch nicht vordergründig politisch. Von seinen austromarxistischen Genossen und ihrem asketischen Idealismus trennt ihn seine dezidierte Sinnlichkeit. Sein Engagement für die Auf-der-Strecke-Gebliebenen mischt sich mit „Erdverbundenheit “.
Als Jude selbst Opfer eines eskalierenden Kulturkampfes zwischen links und rechts, verkörpert der „Volksdichter ohne Lesevolk “ charakteristische Widersprüche der Ersten Republik.
ISBN: 3205980697