/ Doris Pokitsch
Wien : 2021
Dissertation
Betreut von: İnci Dirim
Was Schüler*innen in der Schule über ihr ‘sprachliches Selbst‘ lernen, wird in dieser Studie mittels einer Empirischen Subjektivierungsanalyse untersucht. Dazu werden 11 Gruppendiskussionen mit jugendlichen (Regel-)Schüler*innen verschiedener Schulen in Österreich mit Wissensbeständen aus sprachbezogenen (Bildungs-)Diskursen verknüpft. Herausgearbeitet wird, welche Modellsubjekte für sprachbezogene Subjektivierungsprozesse wirkmächtig werden, aber auch wie die Schüler*innen darauf mit ‘Eigen-Sinn‘ reagieren können. Mithilfe von Analysestrategien einer konstruktivistischen Grounded Theory wird nach sprachbezogenen Positionierungsoptionen in (Bildungs-)Diskursen und deren Umdeutungsmöglichkeiten in sprachbezogenen Selbst-Positionierungen der Schüler*innen gefragt. Durch die Verschränkung von Diskurs- und Subjekt-ebene ist es möglich, nicht nur diskursives Wissen über (Ein-, Zwei-, Mehr-)Sprachigkeit in Bildungszusammenhängen zu rekonstruieren, sondern auch dessen Bedeutung für das individuelle Spracherleben jugendlicher Schüler*innen aufzuzeigen. Damit einher geht die Sichtbarmachung jener Machtwirkungen, die diskursives Wissen über Sprache(n) und Sprecher*innen für Schüler*innen in Bildungskontexten entfalten sowie die Komplexität sprachbezogener Subjektpositionen, die Schüler*innen verschiedene Plätze in der (Schule der) Migrationsgesellschaft zuweisen. Der Fokus darauf, was es für Schüler*innen bedeutet ein- oder mehrsprachig zu sein, als Dialektsprecher*in zu gelten, Deutsch als Muttersprache zu sprechen oder als Zweitsprache zu lernen und welche Handlungskonsequenzen sie daraus (für sich und andere) ableiten, eröffnet eine bis dato wenig beachtete Perspektive im Kontext schulischer (Sprach-)Bildung. Hinsichtlich der Ausgestaltung schulischer (Sprach-)Bildungsräume lässt sich darauf aufbauend danach fragen, welche Schüler*innen-Subjekte in der und durch die Schule im doppelten Sinne sprachlich gebildet werden.