/ Angela Lackner
Wien : 2006
Diplomarbeit
Betreut von: Wynfrid Kriegleder
Zunächst werden der biographische Aspekt der Verbindung Thomas Manns zu den USA sowie seine Rezeption beschrieben: Mann gilt als moderner Klassiker und als deutsche Stimme gegen den Nationalsozialismus. Vor allem der Verleger Alfred A. Knopf etablierte die „Marke“ Thomas Mann. Die Texte wurden von Helen Tracy Lowe übersetzt. Mann selbst, der großen Wert auf Übersetzungsfragen legte, war mit ihren Übersetzungen häufig nicht einverstanden, obwohl er mit ihr befreundet blieb. Vor allem nach Manns Tod wurden Lowe-Porters Übersetzungen immer schärfer kritisiert. Die Verf. bekennt sich zur „deskriptiven Übersetzungstheorie“, einer rezeptionstheoretisch orientierten Beschreibung und Einordnung übersetzter Literatur, ohne präskriptiven Anspruch, und führt eine „Vergleichende Übersetzungsanalyse von Death in Venice“ durch. Konkrete Textpassagen werden kritisch mit den Übersetzungen von Lowe-Porter (1930) und von David Luke (1988) verglichen, wobei nach Inhalt (Verkürzungen, Sinnverfehlungen und Sinnverschiebungen, Hinzufügungen und Auslassungen, Verallgemeinerung und Spezialisierung), Form (Syntaktische Strukturen, Wortarten, Satzzeichen, Stilistische Mittel) sowie „Außersprachlichen Abweichungen“ (hier geht es vor allem um den sexuellen Aspekt) gegliedert wird. Fazit: Lowe-Porters Übersetzung ist von dem Bemühen geprägt, Manns Erzählung dem amerikanischen Publikum näher zu bringen, ihn quasi zu amerikanisieren. Daraus resultiert ihre Tendenz zur syntaktischen und semantischen Vereinfachung, aber auch zum Ausblenden der homosexuellen Komponente, die vermutlich die zeitgenössischen Leser irritiert hätte. Luke, der Lowe-Porter explizit kritisiert hat, bleibt in seiner Übersetzung wesentlich näher an Mann; die Fremdheit des Originaltextes wird in seiner Übersetzung deutlicher betont.