/ Isabel Dünser
Wien : 2017
Diplomarbeit
Betreut von: Roland Innerhofer
Eine Verfilmung von Literatur weckt meistens die Erwartungen der Werktreue, ZuschauerInnen wollen in der Regel eine Wiedergabe des Gelesenen auf der Leinwand oder am Bildschirm sehen und zwar möglichst detailgetreu. In dieser Untersuchung soll festgestellt werden, ob der „Vorwurf“ der Werktreue bei Schlöndorffs Film Der junge Törless (1966), der sich Robert Musils Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906) zur Vorlage genommen hat, bestätigt werden kann oder ihm hier zu Unrecht eine „Unterordnung“ vorgeworfen wird. Der Titel der Arbeit richtet das Augenmerk auf die Veränderung von Törleß, der im Roman eine spezifische Entwicklung durchmacht, die in Schlöndorffs Film wiederum anders dargestellt wird. Film und Roman werden teilweise unabhängig voneinander untersucht, bevor dann in einer Gegenüberstellung konkrete Ergebnisse zur Fragestellung erzielt werden können. Die Gegenüberstellungen sind nicht auf ein Kapitel zentriert, sondern ziehen sich durch die gesamte Arbeit. Dazu werden der Inhalt mit den wichtigsten Handlungselementen erschlossen, sowie der Rahmen der Handlung, Motive und Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtliche Hintergründe. So lässt sich feststellen, dass Schlöndorff, wider der Annahme, es handle sich um eine bloße „Illustration“ des Romans, den Fokus deutlich verschoben hat: Auf die Bilder und das Verhalten der Figuren, wodurch eine zugänglichere Seite der Charaktere und Geschehnisse gezeigt wird. Der Medienwechsel an sich erfordert bestimmte Umstellungen, weshalb die formalen Umstellungen im Film auch die Mehrheit sind, wobei die Unterschiede in der Geschichte der anderen Fokussierung Schlöndorffs geschuldet sind.