Subversive Körperlichkeit am Beispiel des Romans „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche

/ Andrea Reischl

Wien : 2010

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Charlotte Roche zeichnet in ihrem 2008 erschienenen Roman Feuchtgebiete ein weibliches Körperbild, das sich dem gesellschaftlich propagierten Idealbild des schönen, makellosen und reinen Frauenkörpers widersetzt. Diese Arbeit soll zeigen, inwiefern der Text in seiner Schreibtendenz als Verweigerungsstrategie von hegemonialen Diskursen über den weiblichen Körper gelesen werden kann. Dazu werden zunächst ausgewählte soziokulturelle, philosophische und feministische Thesen zum Körper dargestellt, um das reziproke Verhältnis zwischen diesem und den sozialen Gegebenheiten darzulegen. Im Anschluss daran werden Diskurse unterschiedlicher Wissensdisziplinen kritisch betrachtet, die im Laufe der Geschichte zur Konstruktion und sozialen Inszenierung einer “idealen Weiblichkeit" beigetragen haben, wobei hier der Fokus auf der zentralen Rolle des Frauenkörpers als Austragungsort von Einschreibungstendenzen liegt. Nach einem Verortungsversuch des weitläufigen Begriffes Subversion als Sichtbarmachung von gesellschaftlichen Normen wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Darstellung des Körpers als subversives Ausdrucksmittel fungieren kann. In der Analyse des Primärtextes wird herausgearbeitet, wie Charlotte Roche mit dem Stilmittel des konsequenten Tabubruchs sowie der häufigen textimmanenten Verweise auf Groteskes und Ekelassoziationen die am Körper manifest werdenden Diskursivierungen von „Weiblichkeit“ wie Schönheit, Schamempfinden und Reinheit untergräbt. Es wird gezeigt, wie durch den Einsatz von visuellen Textelementen die voyeuristische Blickstruktur aufgebrochen und dadurch herkömmliche visuelle Repräsentationsmechanismen von Weiblichkeitsbildern dekonstruiert und subvertiert werden. Den Abschluss der Textanalyse bildet die Hinterfragung des im Text präsentierten Konzepts von Sexualität. Anhand der Ergebnisse der Textanalyse wird am Ende dieser Arbeit die Frage erörtert, inwiefern die im untersuchten Text präsentierte Körperkonzeption im Sinne einer weiblichen Selbstermächtigung gelesen werden kann und sich Feuchtgebiete letztendlich als subversiver Text festmachen lässt.