Sprachlosigkeit in ausgewählten Theaterstücken von Marlene Streeruwitz

/ Denise Hauser

Wien : 2012

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Die vorliegende Arbeit untersucht das Motiv der vorwiegend weiblichen Sprachlosigkeit in den Theatertexten von Marlene Streeruwitz. Als Grundlage dienen die Theaterstücke, die 1999 erstmals in dem Sammelband Waikiki-Beach. Und andere Orte. erschienen sind, sowie die beiden Poetikvorleungen Sein. Und Schein. Und Erscheinen. und Können. Mögen. Dürfen. Sollen. Wollen. Müssen. Lassen.. Ausgehend von einem einleitenden Kapitel, welches die Begriffe Sprechen, Schweigen und Sprachlosigkeit eingrenzt, wird im zweiten Kapitel Streeruwitz’ poetologisches Konzept einer Analyse unterzogen. Dieses Kapitel gliedert sich in eine inhaltliche Analyse in Bezug auf die von Streeruwitz vermittelten Weiblichkeitsbilder und eine formale Analyse, die vor allem das Theaterkonzept der Autorin und dessen feministische Tendenzen aufzeigt. Im dritten Kapitel wird die sprachliche Gestaltung der Theatertexte thematisiert, welche sich durch besondere Satzstrukturen und die auffällige Verwendung von Pausen und Punkten, welche schon in den Titeln ihrer Texte präsent sind, auszeichnet. Die dadurch entstandene Zerstückelung von Text- als auch Satzstrukturen kann als Leerstelle in den Repliken gedeutet werden, die auf das Unsagbare verweist. Die Sprachlosigkeit, welche im Hauptteil dieser Diplomarbeit (Kapitel 4.) thematisiert wird, gliedert sich in vier Teilbereiche. Es handelt sich einerseits um die Sprachlosigkeit und die Leerstellen auf Ebene der Sprecherinnentexte/Sprechertexte und andererseits um das Schweigen und das Aussetzen von Repliken auf inhaltlicher Ebene. Ersteres zeichnet sich durch die (vermeintliche) Alltagssprache, die Zitate und die Versatzstücke aus anderen literarischen Texten und der Musik aus. Das Schweigen auf inhaltlicher Ebene kann als Sprachlosigkeit beschrieben werden, die vor allem durch das patriarchale Gesellschaftssystem bedingt bei Frauenfiguren beobachtbar ist. Hierbei ist das Verstummen der Figur von zentraler Bedeutung, welches deren Hoffnungslosigkeit aufzeigt. Durch Repressionen von innen oder außen ist es den Protagonistinnen nicht mehr möglich zu sprechen. Weiters wird das bewusst eingesetzte Schweigen von dem Verstummen getrennt analysiert, weil diese Form des Nicht-Sprechens auch männlichen Figuren eigen ist. Da in den Theatertexten Figuren beobachtbar sind, die keine eigene Sprache besitzen, werden auch diese im Zuge dieser Untersuchung thematisiert. Im abschließenden Kapitel gibt es noch den Ausblick auf emanzipierte Frauenfiguren, die sich der Sprachlosigkeit entwinden konnten.