Prekäre Arbeitsverhältnisse von Frauen in der deutschen Gegenwartsliteratur

/ Susanne Reither

Wien : 2008

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit prekären Arbeitsverhältnissen von Frauen in der deutschen Gegenwartsliteratur auseinander. Die sozialwissenschaftliche Kategorie Geschlecht ist die Grundlage für zahlreiche Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt. Die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse zwischen Männern und Frauen machen nur einen Teil der strukturell vorgegebenen Schlechterstellung von Frauen aus. Für sie stellt vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein beinahe unüberwindliches organisatorisches Problem dar. Berufstätige Mütter sind aufgrund dieser Schwierigkeiten häufig mit prekären Situationen konfrontiert.Im Zentrum dieser Diplomarbeit steht eine werkimmanente Vorgangsweise. Sie basiert auf zwei Theorieteilen: der erste beschäftigt sich mit dem Begriff der Prekarität, der historischen Entwicklung von Arbeit sowie mit prekären Arbeitsverhältnissen von Frauen. Das zweite Kapitel setzt sich mit den theoretischen Grundlagen rund um die Begriffe Trivialliteratur, Unterhaltungsliteratur und Belletristik auseinander. Im Hauptteil der Arbeit, in der Literaturanalyse, wird ein Werk der so genannten Unterhaltungsliteratur einem Roman der so genannten Hochliteratur gegenüber gestellt. Die Grundthese dieser Diplomarbeit geht davon aus, dass die Art der Darstellung weiblicher Arbeitsverhältnisse davon abhängt, in welchem Genre darüber berichtet wird. Die Analyse von Hera Linds „Das Weibernest“ unterstreicht die These, dass das verwendete Genre maßgeblich an der Festschreibung der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern beteiligt ist. In diesem Roman ist die Hauptprotagonistin eine alleinerziehende Mutter, die ohne jegliche Schwierigkeiten ihren Alltag meistert. Prekäre Arbeitsverhältnisse existieren nicht und die vorkommenden Frauen sind bessere Comic-Figuren, die, ohne größere Blessuren zu erfahren, ihren Alltag bestreiten. In Kathrin Rögglas Roman „wir schlafen nicht“ herrschen hingegen ausschließlich prekäre Arbeitsverhältnisse vor. Die Darstellungen zeigen, dass Prekarität im Sinne von Unsicherheit alle Lebensbereiche der ProtagonistInnen durchzieht. Prekarität wird in diesem Zusammenhang auch nicht nur als ein Begriff der Arbeitswelt gesehen, sondern als ein Phänomen der Auflösung. In Rögglas Roman lösen sich Kategorien wie Zeit, Raum, Privat- und Berufsspähre, Sprache und Genre auf. In der von ihr gezeichneten Welt zählt nur mehr Leistung.