/ Moritz Steininger
Wien : 2017
Diplomarbeit
Betreut von: Günther Stocker
In der vorliegenden Arbeit werden ausgewählte literarische Werke zu den Bürgerkriegsereignissen in Österreich im Jahr 1934 neu rezipiert und bezüglich des Faktors Raum analysiert. Im Fokus stehen zwei Romane österreichischer Autoren, Franz Höllerings Die Verteidiger sowie Reinhard Federmanns Das Himmelreich der Lügner, und ein Roman einer deutschen Autorin, Anna Sehgers’ Der Weg durch den Februar. Raum wird für die Analyse als konstitutives Element in der Romankomposition wahrgenommen. Anschließend an den spatial turn wird die räumliche Dimension als eine der Grundkategorien bei der Analyse von Erzählwerken verstanden und demensprechend in den Vordergrund gestellt. Im Zuge der Auseinandersetzungen mit verschiedenen Raumkonzepten und verschiedenen Strategien der Raumerzeugung wurde ein für die Analyse brauchbares Raster erarbeitet. Anhand der drei Werke wurde untersucht, welchen Beitrag der Faktor Raum zur Strukturierung des Romans, zur Figurencharakterisierung und bezüglich der Interdependenz mit Geschichte zu leisten imstande ist. Dabei konnte einerseits die starke Präsenz von Geschichte und Erinnerung in verschiedenen Raumstrukturen gezeigt werden. Andererseits wurde anhand von näher betrachteten Raumgruppen das Verhältnis von Figur und Raum bearbeitet. Hier wurde deutlich, inwiefern im Stadtraum Wien eine räumliche Trennung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen vollzogen wird. Diesbezüglich konnte auch eine Alternativstruktur (third space) in den kommunalen Wohnbauten erkannt werden, die eine starre Einteilung aufbrechen. Raum kann somit als strukturierendes und zugleich auch determinierendes Phänomen in den Romanen wahrgenommen werden.