Poetologie der Personennamen im deutschen Artusroman

/ Michael Gerstenecker

Wien : 2012

Michael Gerstenecker

Dissertation

Betreut von: Matthias Meyer

Diese Dissertation befasst sich mit der poetischen Funktion des Personennamengebrauchs im mittelhochdeutschen arthurischen Versroman. Es soll gezeigt werden, dass Namen – und insbesondere Personennamen – zentrale stilistische Werkzeuge in der Poetologie des mittelhochdeutschen Artusromans sind, die von allen neun behandelten Dichtern (mit unterschiedlicher Gewichtung der verschiedenen Motive und Themenbereiche) zur poetischen Sinnerfüllung genutzt werden. Die Untersuchung basiert auf der statistischen Erfassung aller Nennungen von Personennamen in den behandelten zwölf Texten. Das gesammelte Datenmaterial liegt der Druckfassung dieser Dissertation in Form einer CD-ROM bei. Die Datenbank umfasst in der Hauptsache folgende Aspekte: Sprecher, Sprechsituation, Referenz, erweiternde Attribute zum Personennamen, Textangabe, Versangabe. In der Analyse der Namennennungen wird versucht, sämtliche Facetten der poetischen Namenverwendung abzudecken, mit Ausnahme der äußeren Gestalt von Namen, d. h. ohne etwa redende Namen, Aspekte der Etymologie, charakterisierende und ästhetisierende Funktionen zu berücksichtigen. Im Zentrum der Untersuchung steht dagegen die Namen-Verwendung als solche, die in drei Interpretationsteilen – „Name und Text“, „Name und Figur“ und „Name und Gesellschaft“ – behandelt wird. „Name und Text“ befasst sich mit den Themenfeldern Namenmenge, Evokation der erzählten Welt durch Namen, Intertextualität mittels Namennennungen und Namen als Strukturmittel. Der Teil „Name und Figur“ enthält Interpretationen zur erstmaligen Nennung von Namen im Text, zu Nennungsvarianten, zur Nennungsfrequenz, zur Referenz und zu den verschiedenen Formen und Aspekten von Namenlosigkeit. „Name und Gesellschaft“ umspannt die Themen Initiation, Namenfrage und namentliche Vorstellung, soziale Namenmacht, Name und Ruhm sowie Lügen beim Namennennen. Außerdem wird der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert man Personennamen im deutschen Artusroman generell, auch im Verhältnis zu anderen Informationen wie Stand, Titel und Familie, zugestehen darf bzw. muss. Beobachtungen zur Brechung, der literarische Namenverwendung im Vergleich zum Namengebrauch in der Realität unterliegt, sowie eine Theorie zum Transfer realer Namenbedeutsamkeit in die mhd. höfische Literatur runden die Arbeit ab.