Poetik nach dem Holocaust : ZeugInnenberichte von Überlebenden nationalsozialistischer Vernichtungspolitik

/ Veronika Zangl

Wien : 2004

Veronika Zangl

Dissertation

Betreut von: Franz M. Eybl

ZeugInnenberichte von Überlebenden des Holocaust von unter anderem Imre Kertész, Jean Améry, Charlotte Delbo, Ruth Klüger, Jorge Semprun und Aharon Appelfeld stellen die Grundlage der Auseinandersetzung mit wesentlichen Aspekten einer Poetik nach dem Holocaust dar. Besonderes Augenmerk erhalten hierbei Fragen der Memoria im Sinne eines kollektiven oder kulturellen Gedächtnisses (Maurice Halbwachs, Jan Assmann) sowie Fragen der Transformation von Ereignissen einerseits in Tatsachen und Wirklichkeit (Hannah Arendt), andererseits in Erfahrung (Reinhart Koselleck). Davon ausgehend werden in der Konfrontation mit ZeugInnenberichten kulturwissenschaftliche und philosophiesche Subjekt-Konzeptionen (Cornelius Castoriadis) befragt, die schlussendlich zu Typologien des Erzählers (Walter Benjamin) sowie zu Erzählstrategien (Ernst van Alphen) führen. Darüber hinaus werden jene diskursiven Felder untersucht, auf die ZeugInnenberichte verweisen: Jurisdiktion, Historiographie, Epistemologie und Ethik.

In diesem Zusammenhang stellte sich heraus, dass weder Jurisdiktion noch Historiographie über die entsprechende diskursive Legitimationsmacht verfügen, um einem Ereignis wie dem Holocaust begegnen zu können. In den letzten Jahren gewannen in dieser Hinsicht die Bereiche Epistemologie und Ethik zunehmend an Bedeutung. Die Untersuchung kollektiver und narrativer Rahmen der Repräsentation nimmt insofern einen breiten Raum ein, als zum einen die Öffentlichkeit Bezugspunkt jeder Poetik war und ist. Zum anderen eröffnet sich durch die Berücksichtigung kollektiver und narrativer Rahmen der Blick auf das Subjekt sowie auf die Bedingungen von Erfahrung. Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung besteht darin, dass sich ZeugInnebericht von Überlebenden des Holocaust in einer zweifach gebrochenen Wirklichkeit bewegen.