/ Lukas Brandl
Wien : 2017
Diplomarbeit
Betreut von: Günther Stocker
Der österreichische Schriftsteller Jean Améry (1912-1978) war nicht nur ein engagierter Essayist und Intellektueller, sondern vor allem ein schonungsloser Kritiker der zeitgenössischen philosophischen Strömungen. Sind seine Essay-Bände Jenseits von Schuld und Sühne, Über das Altern, Unmeisterliche Wanderjahre und Hand an sich legen ein Dialog mit der Philosophie des französischen Existentialismus und der Versuch der Integration von Außenseitern in das gesellschaftliche Bewusstsein, so können seine Polemiken gegen die Dialektik um Theodor W. Adorno und gegen den Strukturalismus und Michel Foucault als Kampf für das Festhalten am Subjekt und an der partikularen Erfahrung gelesen werden. Die Arbeit beleuchtet die phänomenologischen und existenzialistischen Fundamente in Amérys Werk, welche die Wesensbeschreibung des jüdischen Opfers, des leidenden Menschen und des Suizidanten überhaupt erst ermöglichten und erschließen über Amérys Abrechnung mit den deutschen und französischen philosophischen Bewegungen seine Zielsetzung, nämlich das Festhalten an der Aufklärung nach Auschwitz.