Persuasive Strategien und Sprachelemente im politischen Wahlkampf in Österreich

/ Nikolina Palasic

Wien : 2014

Dissertation

Betreut von: Franz Patocka

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Wahlkampfreden und Plakaten aus dem österreichischen Wahlkampf 2008. Zur Analyse wurden drei Wahlreden der führenden Politiker sowie die Wahlplakate der fünf größten Parteien herangezogen. Die Reden wurden hier aus unterschiedlichen Aspekten untersucht, und zwar sie wurden nach einem allgemeinen Eindruck, nach der Einsetzung bestimmter persuasiven Strategien, nach lexikalisch semantischen und rhetorisch-persuasiven sprachlichen Mitteln sowie nach der Verwendung der Ausdrücke, welche man als konzeptuelle Metaphern klassifizieren kann, untersucht. Es hat sich dabei herausgestellt, dass alle drei Reden eine Reihe persuasiver Strategien beinhalten und dass sie sich gegenseitig hauptsächlich darin unterscheiden, wie die Redner diese Strategien einsetzen. Die Rede des ÖVP-Parteiobmannes ist durch das Eigenlob und eine darin eingebettete Diffamierung des politischen Gegners gekennzeichnet; der Redner bemüht sich, all die positiven Charakteristika seiner Partei hervorzuheben und sie dabei der gegnerischen Seite entgegenzusetzten. In der Rede überwiegen die Strategien der Selbstdarstellung, Selbstaufwertung und Stiftung von Gemeinsamkeit. Die Rede des SPÖ-Parteiobmannes enthält im Vergleich den geringsten Anteil an der expliziten Diffamierung des politischen Gegners (ungefähr 6%). Um so viel wie möglich objektiv zu wirken, erwähnt der Redner aber auch negative Tendenzen in der eigenen Partei und appelliert dabei an die Parteimitglieder, gemeinsam daran zu arbeiten, solche Erscheinungen zu beseitigen. Die häufigsten persuasiven Strategien, die in dieser Rede verwendet wurden, sind die Stiftung von Gemeinsamkeit, Selbstdarstellung, Argumentation und Selbstaufwertung. Die Rede des FPÖ-Parteiobmannes wird durch die Strategie der Diffamierung des Gegners gekennzeichnet, die in ihrer expliziten Form in 33% der Rede realisiert wird. Die zweite am häufigsten gebrauchte persuasive Strategie ist die Selbstaufwertung und ihr folgen die Selbstdarstellung sowie die Strategie des Appellierens an die nationalen Gefühle. Die schwarz-weise Technik in der Unterscheidung zwischen der eigenen Seite und dem politischen Opponenten ist in dieser Rede am meisten ausgeprägt. Im Plakatinventar des Wahlkampfes 2008 in Österreich gab es keine großen Überraschungen. All die strategisch präsentierten visuellen und verbalen Elemente lassen sich in drei erwartete Plakattypen teilen: Bild-Text-, Text Bild- und Textplakate. Die häufigsten sind die Bild-Text-Plakate, die wieder am häufigsten den Spitzenkandidaten darstellen, was auf eine starke Tendenz der Personalisierung der politischen Nachricht beziehungsweise auf die Übertragung einer Idee auf die Person hinweist. Mit dem Text, der in solchen Fällen das Bild begleitet, werden positive Eigenschaften des Kandidaten betont (die nicht selten die Konnotation im Unterschied zu herbeirufen) oder es wird versucht, auf wichtige Aspekte des Parteiprogramms hinzuweisen. In dem untersuchten Korpus der Plakate gab es, trotz den Erwartungen, fast keine explizite Diffamierung des politischen Gegners. Implizit ist der politische Gegner in allen Fällen negativ konnotiert, und zwar so, dass man eigene positive Aspekte betont und dadurch darauf hinweist, dass der andere dieselben Eigenschaften nicht hat. Nur an einem Plakat der FPÖ wurde der politische Gegner (die Angehörigen der regierenden Koalition) explizit als EU Verräter gekennzeichnet. Wie auch erwartet wurde, hat die durchgeführte Analyse die These bestätigt: Politische Werbeplakate sind hauptsächlich ein persuasives Mittel, das sehr wenig Informativität aufweist.