„Oh meine Freundinnen, es gibt keine Freundin!“ : zum (Nicht-)Gelingen von Freundinnenschaft in der österreichischen Gegenwartsliteratur

/ Nicole Mahal

Wien : 2016

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Das Phänomen Freund_innenschaft ist komplex und lässt sich vollständig kaum fassen. Freund_innenschaftsbeziehungen unterscheiden sich nach Alter, Geschlecht, sozialer Schicht und Kultur. Der Freund_innenschaft wird einerseits eine gesellschaftspolitisch-utopische Möglichkeit zugesprochen, auf der anderen Seite weisen soziologische Untersuchungen auf die Profanisierung von Freundinnenschaft und die Priorisierung heterosexueller Paarbeziehung vor Freundinnenschaften hin. In der vorliegenden Arbeit wird anhand zweier aktueller Romane, nämlich Nadine Kegeles Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause (2014) und Eva Menasses Quasikristalle (2013) gezeigt, dass die Figuren keine alternativen Lebenskonzepte verfolgen und durchwegs profanisierte Formen der Freundinnenschaftsbeziehungen leben. (Heterosexuelle) Paarbeziehungen bleiben bis auf eine Ausnahme oberstes Beziehungsziel der weiblichen Figuren. Die Analyse der Erzählperspektiven und Romankonstruktionen zeigen den Einfluss auf das vermeintliche Gelingen bzw. Nicht-Gelingen der dargestellten Freundinnenschaften. Freundinnenschaftspraxis ist ein wesentlicher Faktor für das Gelingen von Freundinnenschaft. Dass Freundinnenschaften im Alltag eher glücken als Fernfreundinnschaften, denen die gemeinsame Alltagspraxis fehlt, wird anhand der Texte ebenso deutlich wie der Einfluss des Berufs und der sozialen Herkunft auf die Art der Freundinnenschaftsführung. Grundlage für diese Analyse bildet die soziologische Untersuchung Erika Alleweldts. Beim Vergleich der sozialen Herkunft der Figuren zeigt sich, wie viel schwieriger sich Freundinnenschaftsbeziehungen gestalten, wenn die Personen aus ökonomisch armen und dysfunktionalen Familien stammen. Speziell Neid und Eifersucht erschweren hier das Gelingen von Freundinnenschaft. Neid und auch Verrat spielen aber auch bei Freundinnen, die aus den gleichen und gehobenen sozialen Schichten stammen, eine Rolle. Untersucht werden weiters Motive und Themen wie Dreierkonstellationen, Jugendfreundinnenschaft und der Freudenrausch der ersten Tage einer Freundinnenschaft.