Jede Personenhaftigkeit ist VOLLKOMMEN verloren : Analyse der Figurenkonzepte in Werner Schwabs „Coverdramen“ im Vergleich zu den Originaldramen

/ Eva Luzia Preindl

Wien : 2018

Masterarbeit

Betreut von: Pia Janke

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit den "Coverdramen" des früh verstorbenen österreichischen Autors Werner Schwab. Sie entstanden in den frühen 1990er Jahren und wurden erstmals im Jahr 2009 gesammelt und der ursprünglichen Konzeption des Autors entsprechend in einem Band in folgender Konstellation ediert: "DER REIZENDE REIGEN nach dem Reigen des REIZENDEN HERRN ARTHUR SCHNITZLER", "Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm", "Troiluswahn und Cressidatheater" und "Antiklimax". Wie die Titel (mit Ausnahme des letzten Werkes, das ich nicht behandle) indizieren, bezieht sich Schwab in dieser von der Forschung im Vergleich zu seinen "Fäkaliendramen" und "Königskomödien" wenig beachteten Dramensammlung auf literarische Klassiker von Arthur Schnitzler, Johann Wolfgang von Goethe und William Shakespeare, überführt sie in seine gewaltige Sprachwelt bzw. schreibt sie auf seine ganz eigentümliche Art um, neu und fort. Der Fokus meiner Arbeit liegt auf dem Vergleich der Figurenkonzeption von Original und Coverversion basierend auf der These, dass die Vorlagen einen Aspekt in der Gestaltung der Figuren akzentuieren, den Schwab in spezifischer Weise aufgreift, intensiviert und dekonstruiert. Der Untersuchung dieser Transformationsprozesse, durch die gleichzeitig die Einheit der dramatischen Figur in ihrem traditionellen Verständnis auf verschiedenen Ebenen aufgebrochen wird (weshalb die Arbeit mit dem Zitat "Jede Personenhaftigkeit ist VOLLKOMMEN verloren" aus "Troiluswahn und Cressidatheater" betitelt ist), widme ich mich im Hauptteil mittels vergleichenden Einzelanalysen der Prätexte und der "Coverdramen". Als theoretische Basis dafür wird zunächst sowohl die im postdramatischen Theater gegebene Tendenz zur Auflösung einer klar umrissenen, psychologisch konturierten, "klassischen" dramatischen Figur in Theatertexten erörtert als auch dem Begriff und Phänomen des "Cover(n)s" aus musikwissenschaftlicher Sicht Beachtung geschenkt. Im Zusammenhang damit wird auch Schwabs Affinität zur Punk-Musik und -Kultur beleuchtet, um etwaige Rückschlüsse auf seine Schreibverfahren zu ziehen. Die speziell auf die Figuren ausgerichtete Hauptanalyse wird außerdem durch die Ermittlung intertextueller Verfahren allgemeiner Art in Schwabs "Coverdramen" vorbereitet. Mit dieser Arbeit werden die "Coverdramen" nicht nur das erste Mal in ihrer Gesamtheit aufgrund eines erkenntnisleitenden Interesses auf bestimmte Punkte hin umfassend untersucht, sondern die Ergebnisse eröffnen auch einen anderen Blick auf Schwabs literarischen Kosmos, u. a. durch den konkreten Versuch der Einordnung in das postdramatische Theaterschaffen.