„Injektionen von Wirklichkeit“ : radikalkonstruktivistische Aspekte in der Erzählprosa Ingeborg Bachmanns am Beispiel des Romans „Malina“

/ Matthias Winkler

Wien : 2016

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Ingeborg Bachmanns Roman Malina aus dem Jahre 1971 stellt in vielfacher Hinsicht eine Herausforderung für die Literaturwissenschaft dar. Aufgrund seiner Komplexität ist er schwierig zu analysieren; in den Ausführungen der Ich-Erzählerin verbinden sich verinnerlichte Erfahrungen äußerer Umwelteinflüsse zu komplexen versprachlichten Beobachtungen und Schilderungen. Der Radikale Konstruktivismus beschreibt die Wirklichkeitswahrnehmung des Individuums als eine sich selbst konstruierende und dynamisch – also aufgrund von aktuellen Erfahrungen – stets erweiternde. Eine objektive Wirklichkeit wird im Radikalen Konstruktivismus nicht geleugnet, ihre Erfassung durch das Individuum jedoch in Abrede gestellt. Umwelteinflüsse, die diese Wirklichkeitswahrnehmung beeinflussen können, da sie kognitiv zu verarbeitende und in weiterer Folge zu viablen Informationen zu formende Eindrücke liefern, gestalten sich mannigfaltig und sollen innerhalb der vorliegenden Arbeit im Bereich der (europäischen) Kultur, insbesondere jener der Konstruktion von Geschlecht und Geschlechtsidentität, verortet und beschränkt werden. Mit Berücksichtigung einer Grundlage in Form der mimesis of process soll der Radikale Konstruktivismus dazu genutzt werden, die subjektive Erfahrungswelt der Ich-Erzählerin im Roman aufzuschlüsseln. Das Ergebnis der Analyse soll eine alternative erzähltheoretische Perspektive auf den Roman Malina eröffnen sowie einen Diskurs zu den Analyseverfahren des Radikalen Konstruktivismus anregen.