Ich bin überhaupt kein Redner : Thomas Bernhards Preisreden und seine Positionierung im literarischen Feld

/ Alexander Winsauer

Wien : 2017

Masterarbeit

Betreut von: Stefan Krammer

Thomas Bernhard erhielt im Laufe seines Lebens mehrere Literaturpreise, von denen er jedoch nicht alle annahm. Die bekanntesten Preise, die an ihn vergeben wurden, sind der Georg-Büchner Preis und der Österreichische Förderpreis, welcher auch als Österreichischer Staatspreis bekannt ist. Rund um diese beiden Verleihungen kam es zu einem großen medialen Interesse und im Falle des Österreichischen Staatspreises sogar zu einem regelrechten Skandal. Dies verursachten vor allem die Preisreden, die der Autor hielt und die auf viele der Zuhörer sehr provokativ wirkten. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu untersucht in seinen Abhandlungen auch das Zusammenspiel von Künstlertum und Macht. Seine Überlegungen zu Habitus und Kapitalformen lassen sich sehr gut bei der Untersuchung der Preisreden Bernhards anwenden und zeigen deutlich, welche Art des Umgangs der Autor mit Preisen und den preisverleihenden Institutionen pflegte. Wichtig hierfür ist die sogenannte Logik des Gabentauschs. Normalerweise kommt es zu einem Austausch von ökonomischem, symbolischem oder sozialem Kapital zwischen dem Preisträger und der verleihenden Institution. Der Preisträger erhält vor allem ökonomisches sowie symbolisches Kapital, während die Institution primär symbolisches Kapital in sich vereinen möchte. Dies geschieht primär aus dem Grund, weil die Institution symbolisches Kapital zur Aufrechterhaltung ihrer Machtposition und der Bewahrung des Konsekrationsrechts auf- und verwendet. Thomas Bernhard entwickelte eine eigene Art des Umgangs mit Preisen, welche es ihm ermöglichte, das ökonomische und symbolische Kapital eines Preises zu erlangen, ohne sich im selben Moment zur verleihenden Institution zu bekennen, welche dadurch keine Kapitalien erhält.