/ Andrea Reisner
Wien : 2017
Dissertation
Betreut von: Matthias Meyer
Heimito von Doderers Faszination für die Handschrift als Basis poetischen Schaffens drückte sich nicht nur in seiner Selbstinszenierung als Autor sowie in theoretischen Schriften aus, sondern auch in seinen fiktiven Werken. Besonders im Roman „Die Dämonen“ ist der Vorgang des Schreibens in vielfältiger Weise dargestellt, u.a. durch Schriftsteller-, Wissenschafter- oder Journalisten-Figuren. Diese unterschiedlichen Inszenierungen des Schreibens werden – aus literaturwissenschaftlicher Perspektive, aber auch unter Berücksichtigung medientheoretischer Ansätze – untersucht. Wenn Doderer in den „Dämonen“ Akte des Schreibens thematisiert, dann dient dies häufig der Abgrenzung eines schreibenden Subjekts von einem Gegenüber. Als solches fungieren zum einen die Massen, zum anderen die Frauen. Ausgehend von dieser Beobachtung gliedert sich die vorliegende Arbeit in zwei große Kapitel. Der erste Abschnitt widmet sich dem Schreiben in der Masse – dem Journalismus. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Aspekt der Technik. Die Hand des Autors als Individuum, so stellt sich heraus, ficht mit der Feder gegen ein Kollektiv aus anonymen Schreibern und Apparaten. Der politisch-ideologische Hintergrund dieses Kampfes wird aus dem Zusammenhang mit dem Justizpalastbrand 1927 deutlich. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit jenen Szenen, in denen die körperlich-gestische Seite des Schreibens in den Vordergrund rückt. Es zeigt, wie sich Schreiben, Sexualität und Gewalt verschränken und den Figuren Kategorien wie Männlichkeit und Weiblichkeit auf den Leib geschrieben werden.