/ Katharina Haunschmidt
Wien : 2017
Diplomarbeit
Betreut von: Stephan Müller
Die Diplomarbeit Form und Funktion der Gebete in Otfrids Evangelienbuch beschäftigt sich mit einem in vielerlei Hinsicht pionierhaften und einzigartigen Werk der deutschen Literaturgeschichte, nämlich dem in althochdeutscher Sprache abgefassten Liber evangeliorum von Otfrid von Weißenburg. Dieses Werk bereitet die vier Evangelien literarästhetisch neu auf und beinhaltet neben der Bibelerzählung auch noch die Textsorten der Exegese, Katechese und des Gebets. Mit dem zuletzt Genannten setzt sich diese Diplomarbeit auseinander, indem die in der Evangelienharmonie vorkommenden Gebete analysiert werden. Folgende drei Analysekategorien wurden festgesetzt und erarbeitet: die Analysekategorie des Inhalts, der Kommunikationssituation und der Funktion der Gebete. Die Analysekategorie des Inhalts betrachtet heuristisch die zentralen inhaltlichen und thematischen Schwerpunkte der Gebete. Bei Analysekategorie der Kommunikationssituation wird die Frage danach geklärt, wer zu wem betet und wie die Art der Anrede aussieht. Bei der Analysekategorie der Funktion werden die Gebete zum einen in ihrer Funktion als Einzelgebet betrachtet und zum anderen hinsichtlich ihrer Funktion innerhalb des Textes. Mit den Ergebnissen aus der Analyse sind eine Zusammenschau und ein Systematisierungsversuch der Gebete innerhalb des Evangelienbuches möglich. Das Besondere der Gebete liegt nicht in einer Einheit im Sinne eines roten Fadens, der sich durch alle Gebete hindurch zieht, sondern liegt in der enormen Vielfalt der Gebete des Evangelienbuches. Dennoch lässt sich eine gewisse Systematik dahin gehend feststellen, dass es in allen betrachteten Analysekategorien einige wiederkehrende Schemata und Muster gibt, die immer wieder im Werkverlauf hindurch auftauchen. Die Arbeit verdeutlicht einmal mehr die herausragende Stellung des Dichters Otfrid, der sich zwischen Literarästhetik und religiöser Dichtung bewegt.