/ Lena Zudrell
Wien : 2017
Dissertation
Betreut von: Matthias Meyer
Thema der Dissertation sind einerseits die Reden und Handlungen der Figuren in Pleiers drei Artusromanen und andererseits die erzähltheoretische Verortung des Konzepts Figur. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Figur als literarisches Subjekt im narratologischen Diskurs lange marginalisiert wurde, werden zunächst jene Leerstellen aufgedeckt, die zum inferioren Status der Figur beitragen. Dabei werden etablierte Kategorien wie histoire und discours oder spezifische Problemfelder wie Handlung oder Subjektivität kritisch hinterfragt und auf ihre Funktionalität in Bezug auf das Konzept Figur überprüft. Jene Beobachtungen, die aus der theoretischen Beschäftigung mit der Figur im erzähltheoretischen Kontext resultieren, werden schließlich in der Textanalyse und -interpretation produktiv gemacht. Die drei Artusromane des Pleier Garel, Tandareis und Meleranz (ca. 1240-1270) stellen dabei die Textgrundlage dar. Aufgrund angeblich fehlender stilistischer und inhaltlicher Qualitäten wurden diese Texte von der mediävistischen Forschung bislang wenig beachtet; für eine Analyse der narrativen Möglichkeiten ihrer Figuren sind sie jedoch höchst aufschlussreich, da besonders die literaturhistorische Position der Texte eine Herausforderung darstellt. In Pleiers Texten werden sowohl Figuren als auch Motive älterer höfischer Romane wie etwa Erec, Iwein oder Parzival als bereits etablierte Erzählelemente vorausgesetzt; Pleiers Texte sind daher nur in Bezug zu ihren Vorgänger- und Quellentexten zu verstehen; eine der Leitfragen der Dissertation konzentriert sich auf dieses Wechselspiel von Textproduktion und -rezeption. Da die historische Narratologie (noch) keine gesicherte Methode darstellt, sondern vorläufig eine Forderung innerhalb der germanistischen Forschung ist, beschreibt meine Vorgehensweise im Wesentlichen eine dialektische Bewegung zwischen Theoriearbeit und Textanalyse. Mit besonderem Augenmerk auf Stellenwert, Funktion und Probleme des Konzepts Figur werden die literarischen Möglichkeiten der Figuren am Beispiel des Pleier untersucht sowie wechselseitig rückgebunden.