Fehl am Ort – die deplazierte Frau : Franz Grillparzers Konstruktion von Weiblichkeit durch die Konstitution von Raum in den Dramen „Sappho“, „Das goldene Vließ“ und „Libussa“

/ Katrin Hörbinger

Wien : 2018

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

Diese Arbeit widmet sich der Evokation von Raum in Grillparzers Dramenwerken Sappho, Das goldene Vließ und Libussa mit dem Ziel, nachweislich zu belegen, dass durch den konstruierten Raum Einfluss auf die Identitäten der (weiblichen) Figuren geübt wird und das Scheitern der Frauen als Resultat gesellschaftlicher Hierarchien gewertet werden kann, die durch räumliche Strukturen produziert und legitimiert werden. Der Raum wird dabei nicht als einfache Gegebenheit begriffen, sondern als dynamisches, veränderliches Produkt und gleichzeitig zu einer Bedingung und zu einem Ergebnis sozialer Strukturen gemacht. In Anbetracht der Annahme, dass sich der soziale Raum durch Handlungen und Beziehungen manifestiert, liegt der Fokus der Arbeit auf der Positionierung und der Bewegung der Figuren im Raum. Aufgrund der Tatsache, dass der Raum kulturell produziert und kulturell produktiv ist, können durch eine sorgfältige Analyse Schlüsse über dargestellte gesellschaftliche Gefüge gezogen werden und Aussagen über die vorherrschenden sozialen Klassen im Raum getroffen werden. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der geschlechtskritischen Überprüfung der evozierten Räume, denn der enge Bezug zwischen Raumerfahrung und Identitätskonstitution kann hinsichtlich der Konstruktion von Weiblichkeit aufschlussreich sein. Die Diplomarbeit soll einen Beitrag dazu leisten, die Beschäftigung mit dem Raum als Kulturträger in der Literatur voranzutreiben und dabei an die raumtheoretischen Konzepte der Sozial- und Kulturwissenschaften anknüpfen.