/ Cornelia Wech
Wien : 2014
Diplomarbeit
Betreut von: Pia Janke
Im Jahr 2011 veröffentlichte Elfriede Jelinek das Theaterstück Winterreise. Der Titel des Texts scheint nicht zufällig gewählt, sondern stellt einen Verweis zu Franz Schuberts Liederzyklus Winterreise dar, welcher wiederum auf Wilhelm Müllers gleichnamigen Gedichtzyklus basiert. Dies ist jedoch nur der erste von vielen Bezügen zu Müllers/Schuberts Werk. In dieser Arbeit sollen all jene Verbindungen zwischen Müllers/Schuberts Gedicht-/Liederzyklus und Jelineks Theatertext aufgezeigt und interpretiert werden, um verständlich zu machen, wie viele und enge Verknüpfungen es zwischen dem Werk Müllers/Schuberts und Jelineks gibt. Dazu werden intertextuelle Bezüge zum Prätext analysiert, ebenso wie verschiedene Thematiken, die einen Schwerpunkt in Jelineks aber auch in Müllers/Schuberts Winterreise darstellen. Zudem wird auf strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Schuberts und Jelineks Winterreise eingegangen, denn, auch wenn es sich bei dem einen Werk um ein musikalisches und bei dem anderen um ein dramatisches Stück handelt, weisen die beiden dennoch strukturelle Ähnlichkeiten auf. Dabei kann festgestellt werden, dass es sowohl in Müllers/Schuberts Gedicht-/Liederzyklus als auch in Jelineks Theatertext weder auf inhaltlicher noch auf struktureller Ebene ein Fortschreiten bzw. eine Entwicklung gibt, sondern eine kreisförmige Bewegung um einzelne Motive und Elemente der Werke gegeben ist. Dieses Kreisen um einzelne Elemente in Müllers/Schuberts und Jelineks Winterreise bringt den Effekt einer Nichtsgewissheit mit sich, den Jelinek zwar nur anderen Künstler/innen zuschreibt, der jedoch auch ihr eigenes Werk definiert. Erst durch die Betrachtung von Müllers/Schuberts Werk und den Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Versionen der Winterreise ist ein Verständnis der Jelinek‘schen Winterreise möglich, welche ein ebenso nichtsgewisses Werk wie die Kompositionen Schuberts darstellt.