Ein neues Fragment von Konrad Steckels Übersetzung des Reiseberichts des Odorico da Pordenone (Klosterneuburg Cod. 1065)

/ Julian Nico Bauer

Wien : 2017

Masterarbeit

Betreut von: Stephan Müller

Gilbert Strasmann besorgte die kritische Ausgabe der Übertragung des Chinareiseberichts von Odorico de Pordenone durch Konrad Steckel. Seit der Veröffentlichung 1968 gab es, bedingt durch die unveränderte Handschriftensituation, keinen Grund für etwaige Nachträge. Durch einen Handschriftenfund in Klosterneuburg, bei dem es sich um ein Fragment einer Abschrift der deutschen Übersetzung der Reise nach China von Odorico da Pordenone handelt, wurde dies nun notwendig. Die Aufgabe der Masterarbeit ist nichts anderes, als eben diesen Nachtrag zu liefern. Strasmann (1968) nennt in seiner Ausgabe noch vier Handschriften; dies war zu korrigieren. Bei der gefundenen Handschrift handelt es sich um den letzten Text des Klosterneuburger Codex 1065; die Sammelhandschrift als CCL 1065 an sich war zwar dem Inventar bekannt, jedoch blieb verborgen, dass es sich bei einem nicht weiter identifizierten und stark beschädigten Text (206ar–217) um eine Übertragung Konrad Steckels handelte. Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Masterarbeit lag darin, die neue Handschrift in einen Überlieferungszusammenhang einzuordnen. Strasmann scheidet in seinem Handschriften-Stammbaum zwei „Äste“ der Steckelschen Überlieferung: Die Handschriftengruppe, die einer Vorlage Z* folgen, sind B (Cgm. 7364, ca. 1455) und C (Badische Landesbibliothek Cod. L. 1603, 1466). Hingegen folgt die älteste Hs. A (Cod. 1083, 1425) und die jüngste D (München 4° M. Mon. 22, ca. 1490) einer Vorlage Y*. Zur Beantwortung der möglichen Überlieferungssituation und zur Erschließung der bislang nicht identifizierten Handschrift, wurde der Text vollständig und getreu abgedruckt und dem Transkript der Hs. E ein Variantenapparat beigegeben, welcher alle nennenswerten Einstellungen gegenüber den übrigen Hss., wie sie in der Ausgabe Strasmanns angegeben sind, enthält. Dem eigentlichen Textes der Hs. E, mitsamt des Variantenapparats, stellten wir eine Beschreibung des Cod. 1065, und insbesondere des Seitenbereichs der Hs. E, voran. Dem folgte die Geschichte des Textes. Die relativ junge Abschrift E steht in keinem direkten Abschreibverhältnis zu den übrigen, bekannten Handschriften, griff auf einen umfangreicheren, also wohl älteren, Textzeugen (X*) zurück, behielt größtenteils den textlichen Umfang der Vorlage und interpolierte an Stellen, die ihm, entweder aus Unwissenheit oder zu großer sprachlicher Distanz, unverständlich erschienen.