/ Ronnie Sambor
Wien : 2004
Diplomarbeit
Betreut von: Wynfrid Kriegleder
Die Arbeit widmet sich narrativen Texten, in denen Du-Protagonisten auftreten. Ausgangsthese ist, dass sich das Du in einem Erzähltext auf drei Instanzen beziehen kann: den Erzähler, den Leser und den Protagonisten. (Das Ich ist dagegen auf Erzähler und/oder Protagonist beschränkt, das Pronomen der 3. Person kann sich auf die Protagonisten und/oder Hörer bzw. Leser beziehen, kaum je auf die Erzählinstanz). Die Analyse wird daher hinsichtlich der Frage nach Nähe und Distanz zwischen den drei Instanzen strukturiert. Das erste Kapitel gilt der „Nähe und Distanz zwischen Leser und Du-Protagonist“, das zweite der „Nähe und Distanz zwischen Erzähler und Du-Protagonist“. Das erste Kapitel unterscheidet drei Möglichkeiten: Der Leser kann selbst als Du-Protagonist aufscheinen (Scharangs Geschichte zum Schauen und seine Geschichte über ein Hörspiel zum Schauen); er kann zweitens „persönlich Mitangesprochener“ sein (Ilse Aichingers Spiegelgeschichte) und er kann drittens als „Teil einer Allgemeinheit“ angesprochen werden (Max Frischs Burleske). Im zweiten Kapitel geht es zuerst um die Möglichkeit, dass Erzähler und Du eine einzige Person sind (die Identitätsproblematik in Christa Wolfs Kindheitsmuster und Gert Jonkes Der Ferne Klang), anschließend um die Möglichkeit, Erzähler und Du als getrennte Personen zu betrachten, was an neun Texte in Hinblick auf das je unterschiedliche emotionale Verhältnis des Erzählers zum Du, das zwischen den Polen Nähe und Distanz schwankt, gezeigt wird.