/ Nina Hable
Wien : 2016
Dissertation
Betreut von: Matthias Meyer
Ziel der Arbeit ist es ein Forschungsdesiderat zu füllen und den Stellenwert sowie die Funktionen der Tjost – des ritterlichen Lanzenkampfes zu Pferde – in der mittel- und frühneuhochdeutschen Literatur vom späten 12. Jahrhundert bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zu untersuchen. Am Beginn der Arbeit steht ein kurzer Abriss zur historischen Entwicklung der Tjost, des Buhurts und des Turniers sowie Allgemeines zum literarischen Ablauf der Tjost, um eine solide Grundlage für die folgenden Einzeluntersuchungen sowie die Conclusio zu schaffen. Im Hauptteil werden, um ein möglichst breites Spektrum von Fällen miteinzubeziehen, exemplarisch die folgenden fünf relativ divergenten Gattungen behandelt: Artusromane, Heldenepik, kleinere Reimpaardichtung, minne- und verhaltensdidaktische Texte sowie Chroniken. Jeder Gattung wird ein eigenes Kapitel gewidmet, innerhalb dessen ein möglichst den gesamten Zeitraum abdeckendes Textkorpus u.a. unter folgenden Gesichtspunkten analysiert wird: Setting (z.B. Tjosten auf Aventiure, im Krieg, bei Gerichtskämpfen), terminologische Eigenheiten (Tjost, Stechen, Rennen) oder strukturelle Funktionen. Neben der inhaltlichen sowie gliedernden Dimension der Tjost liegt ein weiterer Schwerpunkt der Analyse auf dem Bereich der rhetorischen Figuren und Tropen, da der berittene Lanzenkampf aufgrund seiner streng auf zwei Teilnehmer beschränkten Choreographie auch dazu verwendet wird, duale Systeme zu symbolisieren, hierarchische Verhältnisse abzubilden oder auf den Sexualakt zu verweisen. Die eingehende Analyse ausgewählter Passagen des umfangreichen Textkorpus fungiert als Basis für die den Abschluss bildende Beurteilung der Funktionalisierungen und kulturellen Implikationen der Tjost. Um den Umgang mit etwaigen unbekannten Termini zu erleichtern, findet sich am Ende der Arbeit ein kleines Glossar für wichtige Begriffe des Turnierwesens, des Stechens und Rennens.