Die Doppelmasse in Elias Canettis „Masse und Macht“ und Elfriede Jelineks „Ein Sportstück“

/ Evi Pedratscher

Wien : 2009

Diplomarbeit

Betreut von: Pia Janke

„Inzwischen zieht längst das Verhalten von Massen meine viel größere Aufmerksamkeit auf sich“ (Sp, 8), sagt die Figur Elfi Elektra im Eröffnungsmonolog von „Ein Sportstück“ und weist damit die Erscheinungen und das gewaltförmige Handeln von Massen als zentrale Motive des 1998 am Wiener Burgtheater uraufgeführten Dramas aus. Diese Masse-Thematik betreffend lassen sich in „Ein Sportstück“ einige intertextuelle Verweise auf den im Jahre 1960 veröffentlichten Großessay „Masse und Macht“ von Elias Canetti finden, in welchem sich der Autor an den beiden im Titel genannten Phänomenen abarbeitet und zudem versucht, Verbindungen zwischen den Erscheinungen der Masse und den Machthabern und Machtstrukturen der Gesellschaft zu eruieren. Bei der Untersuchung der Berührungspunkte und der intertextuellen Beziehung zwischen den beiden Werken lege ich den Fokus auf die Problematik der Konfrontation zweier Massen, für deren Darstellung Jelinek in „Ein Sportstück“ mehrfach auf das in „Masse und Macht“ ausgeführte Doppelmassen-Konzept zurückgreift. Die vorliegende Diplomarbeit versucht demnach, Jelineks Adaption des in „Masse und Macht“ konzipierten Modells der Doppelmasse einer genauen Analyse zu unterziehen. Dazu sollen zunächst die wichtigsten Thesen Canettis zu den Erscheinungen der Masse und der Macht erarbeitet sowie insbesondere sein Modell der Doppelmasse, mit dem der Autor das Phänomen zweier sich gegenüberstehender und dabei völlig aufeinander ausgerichteter Kollektive zu fassen versucht, vorgestellt werden. Auf der Basis dieses ersten Teils erfolgt dann im zweiten Abschnitt der Arbeit die Analyse von Jelineks Theatertext, welcher dabei insbesondere hinsichtlich der genannten Adaption des Doppelmassen-Modells untersucht wird. Den Abschluss der Arbeit bilden die zusammenfassende Darstellung der im zweiten Teil erarbeiteten Ergebnisse und der Versuch, nach möglichen Funktionen dieser Bezugnahmen auf Canettis Betrachtung des Phänomens antagonistischer Massen für den Theatertext „Ein Sportstück“ zu fragen.