/ Ia Chikovani
Wien : 2015
Masterarbeit
Betreut von: Pia Janke
In der vorliegenden Arbeit werden Thomas Bernhards Theatertexte im Hinblick auf den Aspekt des Schweigens untersucht. Es wird danach gefragt, was durch das Schweigen ausgedrückt wird und welche Funktionen den Schweigeakten zukommen. Das Schweigen der Figuren wird nicht als Ausbleiben von Kommunikation begriffen, sondern als spezifische Kommunikationsleistung. Zunächst werden theoretische Ansätze zur Bedeutung des Schweigens und zur Klassifikation von verschiedenen Arten des Schweigens herangezogen, ehe im Zuge der Textanalyse einzelne Theatertexte Bernhards unter dem Gesichtspunkt der spezifischen Bedeutung der Schweigeakte untersucht werden. Mit Schweigen werden häufig Formen des Erleidens, Duldens und Abwartens assoziiert. Es soll das Schweigen jedoch nicht als grundsätzlich defizitäre Kommunikationshandlung begriffen werden, sondern als wirkungsvolles Mittel, um Widerstand auszudrücken und etablierte Machtstrukturen infrage zu stellen. Gerade durch das Schweigen kann mitgeteilt werden, was nicht sagbar ist. Die Ursachen, weshalb etwas nicht sprachlich ausdrückbar ist, können in prinzipiellen Sprachzweifeln oder in Repressionen liegen. Es wird auch auf den Zusammenhang zwischen Schweigen und psychischer Gewalt eingegangen, welcher sich etwa offenbart, wenn eine Figur eine andere zum Schweigen bringen möchte. Schließlich werden geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf das Schweigen in den Blick genommen. So ist etwa die Vorstellung der sprachlosen Frau für die Analyse von Bernhards Theatertexten relevant. Es soll gezeigt werden, dass gerade die schweigsamen Figuren die Kommunikationssituation in Thomas Bernhards Dramen aktiv beeinflussen.