Das österreichische Deutsch im plurizentrischen Kontext : eine korpuslinguistische Untersuchung der österreichischen Presse im Zeitraum von 1986 – 2013

/ Wolfgang Koppensteiner

Wien : 2015

Wolfgang Koppensteiner

Diplomarbeit

Betreut von: Alexandra N. Lenz

Die gegenständliche Diplomarbeit hat sich mit dem österreichischen Deutsch im schriftsprachlichen Gebrauch anhand der österreichischen Presse im Zeitraum 1986–2013 auseinandergesetzt. Dies geschah unter Rückgriff auf Daten des Austrian Media Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Vorgehen war also korpuslinguistischer Natur. Ausgangspunkt der empirischen Untersuchungen, die auf einem theoretischen Grundlagenteil fußen, war der Inhalt des Protokolls Nr. 10 ("Über die Verwendung spezifisch österreichischer Ausdrücke der deutschen Sprache im Rahmen der Europäischen Union") des österreichischen EU-Beitrittsvertrags, welches 23 österreichische Ausdrücke gegenüber entsprechenden bundesdeutschen Pendants für schützenswert befand. Zu wesentlichen Ergebnissen der empirischen Analyse zählen, dass prinzipiell der Gebrauch auch der bundesdeutschen Pendants in den österreichischen Printmedien flächendeckend nachgezeichnet werden konnte und sich das quantitative Verhältnis zwischen den Austriazismen und Deutschlandismen (hierbei sind immer Klassifizierung gemäß Protokoll Nr. 10 und ausschließlich dessen 23 Ausdruckspaare gemeint) im printmedialen Gebrauch des Beobachtungszeitraums geringfügig in Richtung bundesdeutsche Bezeichnungen verschoben hat. Die Befürchtung, dass die Protokoll-Austriazismen deshalb in Gefahr wären, besteht nicht, da diese weiterhin wesentlich frequenzstärker als ihre bundesdeutschen Pendants sind und die Verschiebungen primär durch das Wachstum von Tomate und Kartoffel bedingt sind, die gemäß "Variantenwörterbuch des Deutschen" (Ammon [u.a.] 2004) keine bundesdeutschen (wie das Protokoll sie einstuft), sondern gemeindeutsche Ausdrücke darstellen. Weiters haben sich vorsichtige Tendenzen gezeigt, wonach das klassisch angenommene Ost-West-Gefälle durchaus bidirektional vorkommen kann und etwa Deutschlandismen im Osten Österreichs an printmedialem Terrain gewinnen. Die Austriazismen tun sich diesbezüglich in Westösterreich etwas schwerer. Das Verhältnis von österreichischen zu bundesdeutschen Protokoll-Ausdrücke ist im printmedialen Gebrauch sehr deutlich zugunsten ersterer anzunehmen, abhängig von der jeweiligen Region der Zeitung / Zeitschrift (im Osten etwas höher, im Westen niedriger). Bei Ressorts lassen sich ebenso vorsichtige Präferenzen ablesen, Austriazismen sind beispielsweise in lokalgebundenen Ressorts stärker. Überdies entstand die Vermutung, wonach Frequenz nicht zwingend ein Präjudiz für Instrumentalisierung der Ausdrücke in ihrem angestammtem (Lebensmittel-)Kontext zu sein scheint. Überdies wurde eine Artikelanalyse exemplarisch an einem Protokoll-Begriffspaar durchgeführt, welches die Perspektiven Artikel, Inhalt und vorkommende (auch nicht Protokoll Nr. - 10 exklusive) Wortpaare näher in den Blick nahm.