/ Anita Wolfartsberger
Wien : 2004
Diplomarbeit
Betreut von: Wynfrid Kriegleder
Im Jänner 1939 wurde in Wien, als Nachfolger des von den Nationalsozialisten geschlossenen Etablissements „Literatur am Naschmarkt", das „Wiener Werkel" gegründet, das sich als Kleinkunstbühne bis 1944 hielt, vor allem weil der Direktor, Adolf Müller-Reitzner, ein Parteigenosse war. Trotzdem zeigen viele der am „Wiener Werkel" aufgeführten Stücke ein erstaunliches Maß an satirischer Kritik an den Verhältnissen im nationalsozialistischen Deutschland, was im März 1941 dazu führte, dass der in Wien weilende Joseph Goebbels dem Direktor eine lange Strafpredigt hielt und mit dem KZ drohte. Im Mittelpunkt der Arbeit steht vor allem eine bestimmte, am Wiener Werkel gepflegte Dramenform − das „Mittelstück". Nach einer historischen und einer theoretischen Einführung in die Materie widmet sich der dritte und umfangreichste Teil der Arbeit einer Analyse der satirischen Kritik, die in den Mittelstücken geäußert wird. Die Verfasserin kommt zu dem Urteil, das weder eine Verherrlichung der Mittelstücke als mutige Texte des Widerstands angebracht ist, noch dem negativen Urteil zuzustimmen ist, hier sei ausschließlich ein letztlich system-affirmatives Wienerisches Raunzen zu konstatieren. Die Situation ist, wie meist, komplizierter. Auch erhältlich in publizierter Form: Anita Wolfartsberger: ‚Das "Mittelstück" im Wiener Werkel. Kleinkunst im Dritten Reich zwischen Anpassung und Widerstand’. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller 2007 (ISBN: 978-3836424288).