/ Stefan Alker
Wien : 2007
Dissertation
Betreut von: Wendelin Schmidt-Dengler
Gerhard Fritsch (1924-1969) gilt als einer der widersprüchlichsten und zugleich repräsentativsten Schriftsteller der 1950er und 1960er Jahre in Österreich. An seinen großen Romanen Moos auf den Steinen und Fasching könne man leicht eine Literaturgeschichte der frühen Zweiten Republik schreiben, heißt es immer wieder, und seine Tätigkeiten als Zeitschriftenherausgeber, Bibliothekar, Lektor, Beiträger zu Feierstunden und zur zeitgenössischen Literatur erlauben tiefe Einblicke in den Literaturbetrieb dieser Jahre. Zugleich haben Fritschs Texte wie die weniger anderer Autoren ihr Provokationspotenzial bewahrt. Sie sind eine schonungslose Auseinandersetzung nicht nur mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen des Landes, sondern auch mit den Bedingungen und Möglichkeiten der Schriftstellerei und den Problemen der individuellen, nicht zuletzt sexuellen, Selbstverwirklichung, die auch die Person des Autors betrifft. Diese Arbeit unternimmt eine Relektüre von Werk, literarhistorischer Position und literaturbetrieblicher Rolle des Schriftstellers erstmals anhand von Material aus dem Nachlass von Gerhard Fritsch, den der Verfasser für die Wienbibliothek im Rathaus aufgearbeitet hat. Unbekannte Entwürfe, zahlreiche Stellungnahmen, die umfassende Korrespondenz und vor allem die Tagebücher des Autors erlauben so ein neues Bild der österreichischen Literatur und des behandelten Autors.