Christliche Theodizee und Erlösungsteleologie in Heinrich von Kleists Erzählungen

/ Gernot Wimmer

Wien : Praesens, 2011

Gernot Wimmer

Kleist gestaltet in seinen Erzählungen, die allesamt von mythologisch-realistischem Wesen sind, einen nach dem ethischen Grundsatz der Gerechtigkeit waltenden Christengott, der mitunter in Form der Wiederkehr des Gottessohnes im Irdischen interveniert, um einen abermaligen Versuch der Erlösung einer nach wie vor ent-sündigungsbedürftigen Menschheit zu unternehmen, einen, der einer unüberwindlichen Verderbtheit des Adressaten wegen unweigerlich zu misslingen hat. Demnach kommt bereits dem Sündenfall eine die sittliche Verfasstheit des Menschen kennzeichnende Bedeutung zu. Unter Ent-Sündigung versteht Kleist die Rückkehr in die Zeit des Nicht-Bewusstseins, die sinnbildliche Rückgabe der einst verführerischen Frucht an den „Baum der Erkenntnis“, von der in der 1810 in den Berliner Abendblättern veröffentlichten theologisch-philosophischen Schrift Über das Marionettentheater die Rede ist… Die Erkenntnissphäre, also das Bewusstsein, wird zur Erbsünde, die dem post-paradiesischen Menschen der nunmehr rationalen Zugänglichkeit der Erscheinungsformen des Guten und Bösen wegen eine unbehelligte Lebensführung, eine unreflektierte Seins-Existenz unmöglich macht – und zudem die Möglichkeit zu geplanter List und Tücke erst bereitstellt.

ISBN: 9783706906524

Inhaltsverzeichnis (DNB)

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