/ Thomas Assinger
Wien : 2014
Masterarbeit
Betreut von: Annegret Pelz
Gegenstand der vorliegenden Masterarbeit sind kulturwissenschaftliche Rückbezüge auf Giambattista Vico und Erich Auerbach aus der Zeit um 2000. Im Titel „Begründung und Neuausrichtung“ kommt zum Ausdruck, dass es sich bei den untersuchten Rekursen nicht allein um historisch-kontextualisierende Rückgriffe auf Vertreter der philosophischen bzw. philologischen Tradition zu ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Verortung handelt. Die Arbeit nimmt ihren Ausgang vielmehr von der Beobachtung, dass in den rezenten kulturwissenschaftlichen Rückbezügen auf Vico und Auerbach ein qualitativer Umschlag von einem historischen Interesse zu einer aktualisierenden Aufnahme des jeweiligen Referenzautors und seines Werkes stattfindet. Ausgehend von der Lektüre ihrer Werke wird die Zukunft des sich jeweils über sich selbst verständigenden Faches diskutiert. Ferner wird die Fachvergangenheit in Form legitimierender Begründungsnarrative erzählt und mit den je unterschiedlichen Modi eines positiven oder negativen Bezugs auf Vico und Auerbach steht bisweilen die disziplinäre Distinktion und fachwissenschaftliche Identitätsbildung auf dem Spiel. Die Arbeit expliziert zunächst die innere (und zugleich anachronistische) Verwiesenheit beider Autoren aufeinander: Die Vico-Interpretation Auerbachs und das vichianische Moment Auerbach’scher Philologie werden ebenso herausgearbeitet wie die Bedeutung ihres Übersetzers Auerbach für die Rezeption von Vicos Scienza Nuova. Im Anschluss daran wird eine exemplarische Auswahl von Texten untersucht, die die beschriebenen Rekurse vollziehen. Der Fokus liegt in den vorgenommenen Lektüren auf der aktualisierenden Aufnahme, Umschreibung und Aneignung von Giambattista Vico und Erich Auerbach sowie auf den wissenschafts- und erkenntnispolitischen Implikationen der je unterschiedlichen Rückbezüge. Zentrale Beispiele für diese Rekurse stellen unter anderem Friedrich Kittlers Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft (2001) und der Sammelband Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen (2007) dar. Methodisch ist die Arbeit an Begründungstheorie, Diskursanalyse und Narratologie orientiert, um die Modi der kulturwissenschaftlichen Rekurse und die damit verbundenen diskursiven Strategien beschreiben und ihre Effekte für ein heutiges Verständnis von Kulturwissenschaft herausstellen zu können.