Alter und Jugend : Venedig im Werk Hugo von Hofmannsthals, Thomas Manns und Arthur Schnitzlers

/ Ilija Dürhammer

Wien : 2013

Diplomarbeit

Betreut von: Margarete Wagner

Es ist auffällig, dass, als der Jugendstil in die Jahre kam, die morbide Schönheit Venedigs bei einigen Künstlern zu einem wichtigen Schauplatz wurde. Hugo von Hofmannsthal hatte bereits in der Jugend, frühreif wie so oft, die Lagunenstadt mehrfach in seinem Werk zur Kulisse und Metapher für gefährdete Schönheit gemacht, ehe seine Dichter- und Verlagskollegen Thomas Mann und Arthur Schnitzler kurz vor bzw. mitten im I. Weltkrieg mit jeweils einer bedeutenden Novelle die Tragödie eines alternden Mannes entwarfen. Hatte etwa Gustav Klimt mehrmals das Altern der Frau thematisiert, so steht bei den drei Literaten das Altern des Mannes im Vordergrund. Das Verbindende der drei Autoren ist, dass sie das Thema Venedig jeweils mit dem Antagonismus Jugend und Alter kombinieren, Venedig wird so für alle drei zum Ort erotischer Phantasien, wobei es bei Hofmannsthal und Thomas Mann mehr oder weniger latente homoerotische Phantasien sind, die Schnitzler nicht mit ihnen teilt. Hofmannsthal und Thomas Mann entwerfen dazu ein ausgeklügeltes Chiffren- und Camouflagespiel, um das Tabuthema in literarische Form zu bringen, während Schnitzler, das Werk seiner beiden Kollegen gut kennend, mit größerer Direktheit die moralisch zweifelhaften erotischen Abenteuer des alternden Casanova ausgestalten kann. Dabei wählt er nicht nur fast denselben Namen wie Hofmannsthal in Der Abenteurer und die Sängerin: Lorenzo heißt der Nebenbuhler bei Hofmannsthal, Lorenzi bei Schnitzler, sondern er arbeitet auch deutlich mit Konstellationen und Motiven von Thomas Manns Tod in Venedig. Darüber hinaus bedient er sich auch in der Figurenkonstellation bei Lorenzo da Pontes und Mozarts Oper Don Giovanni. Diese und andere inter- und intratextuellen Bezüge, die neben literarischen auch zu anderen musikalischen und bildnerischen Werken hergestellt werden, sollen für eine spätere transdisziplinäre Didaktik dienen, für die es am Schluss auch ein paar direkte Vorschläge gibt. Auf diese Weise kann sowohl von thematischer Seite als auch zur Erarbeitung des Jugendstils vor allem in seiner Endphase ein größeres Ideenreservoir erschlossen werden, das für einen interdisziplinären und kompetenz-orientierten Unterricht verwendet werden kann.