Transformationen und Transfers: Literarische Raumordnungen und ihre Dynamisierung

Neuere deutsche Literatur

Projektleitung: Annegret Pelz

Projektlaufzeit: 2015-2018

Fördergeber:
Deutscher Akademischer Austauschdienst - DAAD
Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland

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Kooperationsprojekt im Rahmen des Central European Network for Teaching and Research in Academic Liaison (CENTRAL) mit dem Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Instytut Germanistyki der Uniwersytet Warszawski.

Angesichts der geopolitischen Umwälzungen in Europa sowie der Globalisierung ist der Raum seit den 1980er Jahren – mit dem spatial turn in den Geistes- und Sozialwissenschaften – zu einer Hauptkategorie der Analyse avanciert. Durch dieses neue Interesse an den Konstruktionsmöglichkeiten, Realitäten und Virtualitäten des Raums haben sich vielfältige Forschungsperspektiven eröffnet: Raum ‚entsteht’ in einem vielschichtigen, widersprüchlichen gesellschaftlichen und kulturellen Prozess, in dem die spezifische Verortung kultureller Praktiken und die Dynamik sozialer Beziehungen auf die Veränderbarkeit und damit Historizität von Raum hindeuten. Konzeptualisierungen wie z.B. Sojas third space, Foucaults Heterotopie, Augés Nicht-Orte, Appadurais global ethnoscapes oder Saids imaginary geography zielen auf die Analyse von Räumen, die real und imaginär, physisch und symbolisch, territorial und überlappend-transversal, vorgefunden und konstruiert, ausgehandelte räumliche Praxis und bildliche Repräsentation sind.

Für solche Analysen historischer Raumordnungen und ihrer Dynamisierung spielen die Künste und insbesondere die Literatur eine entscheidende Rolle. Denn die Literatur nutzt konkrete und abstrakte Räume, Topoi und Mikrokosmen, um den Makrokosmos historischer und gesellschaftlicher Prozesse zu beobachten und zu kommentieren, um konfliktreiche Begegnungen und Ereignisse zu inszenieren, um Visionen anderer Lebens- und Machtverhältnisse durchzuspielen. Dies ist in der deutschsprachigen Literatur besonders häufig auf politisch-historische Auseinandersetzungen um deutsche und (mittel-)europäische Territorien und Grenzziehungen bezogen, aber auch auf die Ungleichzeitigkeiten zwischen Metropole und Provinz in der Moderne, auf das komplexe Verhältnis von Innen- und Außenräumen, auf die Dynamik zwischen Raum- und Geschlechterordnungen sowie auf die vielfältigen (Nicht)Orte des Transfers und der Transformation.

In dem Projekt untersuchen Literaturwissenschaftlerinnen der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Ulrike Vedder), der Universität Warschau (Prof. Dr. Grażyna Kwiecińska) und der Universität Wien (Prof.Dr. Annegret Pelz) die Konstruktion und Dynamisierung solcher Raumordnungen anhand der deutschsprachigen Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts. Ausgewählt wurden drei historische Fokussierungen:

  1. Moderne und ihre Vorgeschichte (19. Jahrhundert und Jahrhundertwende)

  2. Nachkriegszeiten (nach 1918 und nach 1945)

  3. Gegenwart (seit 1989/90)