Praktiken und Poetiken der Extraktion

Neuere deutsche Literatur

Projektleitung: Philipp Sperner

Projektlaufzeit: 1.4.2025 - 31.3.2028

Fördergeber:
FWF Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (ESP7069524)

Unter „Extraktion“ wird unter anderem die Entnahme natürlicher Rohstoffe zur weiteren wirtschaftlichen Verwendung verstanden. Dem darauf beruhenden Extraktivismus – als Wirtschaftsform und Denkparadigma – ist jüngst vermehrt Aufmerksamkeit widerfahren. So wurden extraktivistische Praktiken als zentraler Bestandteil neokolonialer Ausbeutung und als maßgeblicher Faktor der ökologischen Krise beschrieben. Ausgehend von diesen Befunden widmet sich das Forschungsprojekt „Praktiken und Poetiken der Extraktion“ einer Kulturgeschichte des Extraktivismus und versucht nachzuzeichnen, wie die historische Ausweitung extraktivistischer und somit im doppelten Sinne ausbeuterischer Praktiken – verstanden im Sinne einer Ausbeutung von Mensch und Tier und einer Ausbeutung natürlicher Rohstoffe – einherging mit der Entwicklung eines Verständnis von Natur als etwas, aus dem sowohl Wissen als auch materielle Rohstoffe gewonnen oder eben extrahiert werden können. Das Projekt untersucht dabei insbesondere den Zusammenhang zwischen Geologie und Montanwissenschaft einerseits sowie der literarischen Beschäftigung mit Bergbau und Mensch-Natur-Verhältnissen andererseits. Ziel ist es, extraktivistische Poetiken, also literarische und wissenschaftliche Darstellungsweisen, zu explizieren und sie nach ihrem Verhältnis zu Praktiken der Extraktion zu befragen. Die Forschungschwerpunkte des Projekts liegen auf der deutschen Romantik und ihrer Geologie- und Bergwerksbegeisterung im frühen 19. Jahrhundert sowie auf der Verdrängung alternativer Epistemologien physischer Natur im Zuge der britischen Kolonialherrschaft in Indien und der damit einhergehenden Ausbeutung indischer Rohstoffe.