Listening to Literature. Experiencing Literary Audiobooks

Neuere deutsche Literatur

Projektleitung: Günther Stocker

Projektteam: Lukas Kosch Annika Ahrens-Schwabe

Projektlaufzeit: 01.01.2023-31.12.2025

Fördergeber:
FWF Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (P 36032)

Website

Projektleitung Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft:
Hajo Boomgaarden

Die erste Begegnung mit literarischen Texten findet im Leben eines Menschen in der Kindheit über das Hören von Geschichten statt. Doch nicht nur in der persönlichen Entwicklung, sondern auch historisch gesehen, steht das Hören von Texten am Beginn der Auseinandersetzung mit Literatur, das stille Lesen von Büchern als vorherrschende Praxis folgt erst wesentlich später. War die auditive Rezeption also immer schon eine wichtige Form der literarischen Kommunikation, so ist im 21. Jahrhundert das Hören von Literatur, insbesondere in Form von Hörbüchern, wieder zu einer weit verbreiteten Form des Umgangs mit Literatur geworden. Doch trotz ihrer Beliebtheit wird Hörbüchern oft zugeschrieben, dass sie nur eine oberflächliche und weniger anspruchsvolle Alternative zum Lesen darstellen und die Lektüre eines gedruckten Buches nicht ersetzen können. Nachdem es noch sehr wenig empirische Forschung zu diesem Thema gibt, erscheint es wichtig, die spezifischen Praktiken und Erfahrungen beim Hören von literarischen Hörbüchern systematisch und empirisch zu untersuchen und mit dem Lesen von gedruckten Büchern in Beziehung zu setzen.

Die zentrale Forschungsfrage des Projekts lautet daher: Gibt es (messbare) Unterschiede, wenn dieselbe literarische Erzählung gelesen oder als Hörbuch gehört wird? Im Spezifischen geht es darum, ob, und wenn ja, wie grundlegende Dimensionen des literarischen Erlebens wie (1) Textverständnis, (2) ästhetische Emotionen, (3) Identifikation mit den Figuren und (4) das Eintauchen in die erzählte Welt von der Unterscheidung Hören – Lesen betroffen sind? Darüber hinaus möchten wir herausfinden, ob mögliche Unterschiede von spezifischen Erzähltechniken oder der Leseumgebung bzw. dem Kontext abhängen, in dem der literarische Text rezipiert wird. Dafür nutzt unser Projekt einen Mixed-Methods-Ansatz, das heißt eine Verbindung quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden, um die angesprochenen Fragen möglichst umfassend zu erforschen. Im Zentrum stehen zwei aufwändige Experimente, die das Hören mit dem Lesen von Literatur vergleichen und jeweils unterschiedliche Aspekte der literarischen Erfahrung in den Mittelpunkt stellen. Um ein noch tieferes Verständnis der Ergebnisse der Experimente zu erlangen, werden zudem Fokusgruppeninterviews durchgeführt.

Durch seine transdisziplinäre Ausrichtung und in der Zusammensetzung seines Forschungsteams verbindet das Projekt theoretische und methodische Perspektiven aus der Literaturwissenschaft, der Kommunikationswissenschaft und der Medienpsychologie.