Johann Pezzls Skizze von Wien. Historisch-kritische Ausgabe

Neuere deutsche Literatur

Projektleitung: Norbert Christian Wolf

Projektteam: Lydia Rammerstorfer Alexandra Rotterbauer

Projektlaufzeit: 01.10.2024-30.09.2027

Fördergeber:
FWF Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (PAT 1178523)

Website

KooperationspartnerinWienbibliothek im Rathaus

Das Forschungsvorhaben ediert die vom Aufklärungsschriftsteller Johann Pezzl in den Jahren 1786 bis 1790 herausgegebene Skizze von Wien zum ersten Mal in ihrer ursprünglichen historischen Erscheinungsform bzw. Anordnung neu und kommentiert sie ausführlich (Überblickskommentar und Stellenkommentar). Ziel des zunächst in sechs Heften, aber, bis auf das zweite Heft, durchpaginiert erschienenen Textes war es, in Anlehnung an Louis-Sébastien Merciers Tableau de Paris (1781-1789) gleichsam eine Sozialtopographie „dieses in jedem Betracht merkwürdigen Platzes“ (Heft 1, Kap. ‚Einleitung‘, S. 4) zu liefern, nämlich der damals mit Abstand größten Stadt des deutschsprachigen Raums und drittgrößten Stadt Europas. Insofern kann dieser Text als erste Großstadtbeschreibung in deutscher Sprache gelten, als die er bis heute kaum in den Blick der literaturwissenschaftlichen Forschung genommen wurde; zugleich als wichtiges Dokument der urbanen josephinischen Aufklärung, die sich in mehrfacher Hinsicht von der meist kleinstädtischen Aufklärung Nord- und Mitteldeutschlands unterscheidet. Während die einzige bisher vorgelegte Neuedition aus dem Jahr 1923 die einzelnen Kapitel des historischen Textes nach systematischen Gesichtspunkten umgruppiert und normalisiert wiedergibt, folgt die geplante Edition sowohl orthographisch als auch makro- sowie mikrostrukturell der Erstausgabe. Gemäß den etablierten Standards der Editorik und Textwissenschaft ist die Anordnung einzelner Abschnitte in historischen Druckerzeugnissen niemals kontingent, sondern muss in diesem Fall sowohl als diachron entstandenes Dokument einer vierjährigen kritischen Stadtbeobachtung wie auch als Ergebnis einer bewussten aufklärerischen Gestaltungspolitik gelten. Die Erschließung des historischen Textes erfolgt mithilfe von OCR (Transkribus).

Die Innovativität dieser kommentierten Edition begründet sich zum einen allgemein aus der philologisch akkuraten Bereitstellung und Aufarbeitung eines historisch einzigartigen, auf dem Buchmarkt schon lange nicht mehr verfügbaren und bisher kaum in den Fokus literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung genommenen Textes; zum anderen aus dem Umstand, dass nur eine Textwiedergabe der Skizze von Wien nach der Erstausgabe es erlaubt, sie als Produkt einer fortlaufenden kritischen Auseinandersetzung mit der sich über die Jahre verändernden urbanen Physiognomie Wiens während der Regierungszeit Josephs II. unter den Prämissen der Aufklärung zu erfassen.