Ältere deutsche Sprache und Literatur
Projektleitung: Stephan Müller
Projektteam: Katharina M. Hofer
Projektlaufzeit: 1. 5. 2020 - 30. 4. 2024
Fördergeber:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
In und um Wien, der Residenzstadt der österreichischen Länder, entstand um 1500 eine Gruppe illuminierter Urkunden und Handschriften, die sowohl mit Kaiser Maximilian I. als auch mit einem Kreis am Hof einflussreicher Personen in Verbindung stehen. Bedeutende weltliche und geistliche Amtsträger, die auch im Dienst von Kaiser Maximilian I. standen, sollen im Rahmen meines geplanten Dissertationsprojekts mit dem Arbeitstitel „Pinsel, Prunk und Pergamente. Vernetzte Illuminationen als Praktiken materieller Kultur um Kaiser Maximilian I.“, genauer beleuchtet werden. Der Untersuchung liegt ein objektzentrierter Zugang zugrunde: Dabei werden die Herstellung und Verwendungszwecke der Illuminationen auf Urkunden und in Handschriften als Teil einer materiellen Kultur höfischer Gruppen rund um den zentralen Knotenpunkt Maximilian I. in den Blick genommen. Untersucht werden sollen 19 Objekte, die durch ihr künstlerisches Dekor einen gesicherten Bezug zu Wien und Umgebung aufweisen. Sie lassen sich einer Augsburger Stiltradition zuschreiben, wurden eben aufgrund dieser Merkmale ausgewählt und werden heute in und um Wien sowie in Tirol und in Nürnberg verwahrt.
Zur Untersuchung und Erhaltung von historisch wertvollem Kunst- und Kulturgut können dank des interuniversitären Forschungsprojekts Centre of Image and Material Analysis in Cultural Heritage (CiMA)[1] Objekte durch nicht-invasive chemische Methoden auf unterschiedlichste Forschungsfragen hin untersucht werden. CiMA ermöglicht Aufnahmen in verschiedenen, vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbaren Spektralbereichen, digitale Bildverbesserung und Materialanalysen durch zerstörungsfreie Techniken.
Die verwendeten Methoden ermöglichen es beispielsweise Unterzeichnungen sichtbar zu machen, die Malmethoden im Detail miteinander zu vergleichen und vor allem Pigment- und Bindemittelzusammensetzungen zu analysieren. Ebenso lässt sich eine Charakterisierung verschiedener organischer wie anorganischer Materialien vornehmen, die Aufschluss über die Herstellungsverfahren und Rezepturen von Schriftträgern, Farben und Tinten liefern. Überdies lassen sich Veränderungen des Materials nachverfolgen, die auf die Aufbewahrung oder den Gebrauch zurückgeführt werden können.
Zentrale Methoden sind die Röntgenfluoreszenzanalyse, die Infrarot-Spektroskopie und die Raman-Spektroskopie, die eine Identifizierung von Materialien und Aussagen zur Herstellung ermöglichen. Zur Sichtbarmachung von Unterzeichnungen sowie Palimpsesten kommen Multispektral- und Hyperspektral-Imaging sowie Infrarotfotografie zum Einsatz. Um möglichst robuste Ergebnisse zu erzielen, werden komplementäre Analysemethoden eingesetzt. An einem Untersuchungsobjekt werden jeweils alle zu erforschenden Punkte mit unterschiedlichen Methoden gemessen, um sowohl qualitative als auch quantitative Ergebnisse zu erhalten. Die gewonnenen Daten werden in Kooperation mit DiTAH[2] in einer Datenbank (Multimodale Manuskriptrepräsentation, oder auch M3R) gesammelt, gespeichert und laufend öffentlich zur Verfügung gestellt.
[1] Siehe dazu auch: CIMA | Centre of Image and Material Analysis in Cultural Heritage
[2] Digital Transformation of Austrian Humanities, siehe dazu auch: DiTAH | Projekte | Österreich | FDM im deutschsprachigen Raum | Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement