Am Modell lernen, als Modell lernen. Ein schreibdidaktisches Konzept für den wissenschafts­propädeutischen Fachunterricht

Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Projektleitung: Sandra Reitbrecht

Projektteam: Marta Dawidowicz Karen Schramm

Projektlaufzeit: 04/2018 – 11/2019

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Projektbeschreibung:

Im Sportunterricht gilt es als gängige Lehrhandlung, Bewegungsabläufe vorzuzeigen, im Mathematikunterricht rechnen Lehrpersonen oftmals Rechenschritte an der Tafel vor und erklären dabei ihr Vorgehen. Lehrerinnen und Lehrer modellieren in diesen Unterrichtsphasen also die zu erlernenden Handlungen für ihre Schülerinnen und Schüler und werden für sie als Modelle aktiv. Auch für den Schreibunterricht wird das Modelllernen als didaktisches Konzept diskutiert. Erste schreibdidaktische Untersuchungen liefern zudem klare Indizien für sein lernförderndes Potenzial und stützen die Überlegung, dass Lehrende im Unterrichtsgeschehen als Modelle für ihre Schülerinnen und Schüler schreiben sollten. Das AaMoL-Projekt knüpft an diese Überlegung an: Es untersucht in einer qualitativen Studie das Potenzial des Modelllernens für das (vor-)wissenschaftliche Schreiben im Fachunterricht und konzeptualisiert Modelllernen dabei doppelperspektivisch, nämlich einerseits als Lernen am Modell und andererseits als Lernen als Modell. Durch die Wahl der Partnerschulen (Hertha Firnberg Schulen Wien und Österreichische Schule Budapest) können die im Projekt verfolgten Fragestellungen dabei nicht nur aus einer allgemein sprachdidaktischen, sondern gezielt auch aus der Deutsch-als-Fremdsprache-Perspektive betrachtet werden.

Lernen am Modell

In der Teilstudie Lernen am Modell wird untersucht, welche Erkenntnisse Schülerinnen und Schüler aus dem Modelllernen für die eigene Textproduktion gewinnen. Ihre Mitarbeit im Projekt ist dabei so konzipiert, dass sie selbst als Forscherinnen und Forscher agieren, zentrale Phasen eines Forschungsprozesses durchlaufen und Textsorten sowie kommunikative Praktiken des Wissenschaftsbetriebs kennen lernen. Sie können davon nicht nur unmittelbar für das Verfassen der VWA/Diplomarbeit profitieren, sondern auch Schlüsselkompetenzen für einen erfolgreichen Übergang vom sekundären zum tertiären Bildungsweg erwerben.

Konkret erforschen die Schülerinnen und Schüler nach einer Einarbeitung in die schreibdidaktische Forschung, ihre Erkenntnisinteressen und Datenerhebungserfahren in der Modelllernphase den Textproduktionsprozess der Lehrperson, indem sie diesen beobachten und in einem retrospektiven Interview auch Fragen zum Beobachteten stellen. Ihre Erkenntnisse aus der Modelllernphase halten sie in einem Forschungsbericht fest und ermöglichen den Forscherinnen und Forschern dadurch Einblicke in die emische Perspektive auf das Lernen. Im Anschluss entwickeln die Schülerinnen und Schüler in Gruppen zu einem zentralen Aspekt ihres Forschungsberichts Konzepte für Lernvideos. Diese Konzepte durchlaufen ein Review-Verfahren, danach werden die Lernvideos an zwei Projekttagen in Wien erstellt und bei einer Online-Konferenz der wissenschaftlichen Community präsentiert.

Lernen als Modell

In der Teilstudie Lernen als Modell untersucht das Projekt, welche Denkprozesse die Tatsache, selbst zu schreiben und das eigene Schreibhandeln für die Schülerinnen und Schüler zu modellieren, bei den Lehrpersonen auslöst und wie das Modelllernen folglich auch zur Erweiterung ihrer wissenschaftspropädeutischen Lehrkompetenz beitragen kann. Das AaMoL-Projekt erweitert das Konzept des Modelllernens damit theoretisch um die Dimension des Lernens als Modell und überprüft deren Gehalt auf Basis der Forschungsergebnisse. Dabei fokussiert es explizit die Lehrkompetenzentwicklung von Fachlehrenden, die im österreichischen Schulsystem zumeist die Betreuungsarbeit im Rahmen der VWA/Diplomarbeit übernehmen und die demnach auch in Untersuchungen zum wissenschaftspropädeutischen Schreiben entsprechend berücksichtigt werden sollten.

Nachhaltigkeit

Neben dem erwarteten Mehrwert für die unmittelbar am Projekt beteiligten Lehrerinnen sowie Schülerinnen und Schüler zielt das Projekt auch darauf ab, auf Ebene der Schulentwicklung an den Partnerschulstandorten einen Beitrag zur verstärkten curricularen Verankerung (vor-)wissenschaftlicher Schreibaufgaben zu leisten. Darüber hinaus werden auf Basis der Projektergebnisse ein Fortbildungskonzept, eine didaktische, praxisbezogene Publikation zum prozessorientierten Modelllernen für den wissenschaftspropädeutischen Fachunterricht sowie mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam die oben bereits genannten Lernvideos zu Schreibstrategien erarbeitet. Diese Schritte und Zielsetzungen sollen die Nachhaltigkeit des AaMoL-Projekts sichern.

Partnerschulen im Projekt:

Österreichische Schule Budapest (Lehrerin im Projekt: Silvia Flotzinger-Aigner)

Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus (Lehrerin im Projekt: Brigitte Schatzl)

Wissenschaftlicher Kooperationspartner:

Didaktikzentrum für Text- und Informationskompetenz (DiZeTIK), Pädagogische Hochschule Wien

Partner aus Wirtschaft und Gesellschaft:

DaFWEBKON

Finanziert im Rahmen des Förderprogramms Sparkling Science

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

In the subject physical education, demonstrating certain courses of motions is a common method of teaching, just like teachers in Maths calculate in front of the pupils while explaining their approach to them. During these lessons, teachers model patterns of acting that the pupils have to learn and thus they become models to the learners. When it comes to writing programs, modelling is also discussed as a didactic tool. Writing studies give evidence for its usefulness and hence support the idea that teachers should write as models for their pupils.

The AaMoL-project takes up this idea: In a qualitative study, the project investigates the potential of model learning for scientific propaedeutical writing in the context of content classes and conceptualizes model learning from two different perspectives, namely as learning from a model and as learning as a model. The collaboration with two different schools, the Hertha Firnberg schools Vienna and the Austrian school Budapest, allows the project to investigate the research questions from a general language didactical perspective as well as from a German as a foreign language perspective.

Learning from a model

The study learning from a model investigates which insights the pupils gain during model learning sessions for their own text production. Thereby, their collaboration in the project is drafted in a way that allows them to act as researchers themselves, to run through the important phases of a research project, to learn about scientific text types and to experience academic communicative methods. They benefit from the project not only immediately by drafting their VWA/Diplomarbeit, but also by acquiring key skills for a successful transition from secondary to tertiary education.

To be more precise, after a theoretical introduction to writing didactical research, its purposes and its data collection methods, the pupils investigate their teachers‘ text production process by observing and interviewing their teachers during a phase of model learning. Afterwards, they write down their findings in a research report that offers insights into the emic perspective of learning to the researchers. In the next step, the pupils develop concepts for learning videos on one main aspect in their research reports. These concepts will be peer-reviewed and the videos will be created during a two day workshop in Vienna and will be presented to the scientific community at an online conference.

Learning as a model

The study learning as a model investigates which thinking processes in the teachers are activated by modelling writing processes and how model learning thus can contribute to a further development of their scientific propaedeutical teaching competence. Therewith, the AaMoL-project extends the concept of model learning to the notion of learning as a model and tests the empirical content of this second notion. Thereby, it focusses explicitly on subject teachers and the development of their teaching competence: In the Austrian school system, subject teachers supervise their pupils’ writing of the VWA/Diplomarbeit. Thus, they should be taken into account in studies on scientific propaedeutical writing.

The sustainable value

In addition to the expected excess value for the teachers and pupils directly taking part in the research process, the AaMoL-project also aims to contribute at the level of quality development at the two partner schools and to lead to a better curricular-based integration of scientific propaedeutical writing tasks. Furthermore, the project aims to develop an evidence-based concept for teachers’ trainings on model learning, to compose a didactical paper on the process-oriented model learning and to create tutorial videos on writing strategies. These steps and purposes shall ensure the sustainable value of the AaMoL-project.