Vorlesungs­verzeichnis

Masterseminar NdL: Dichterische Einbildungskraft und medientechnische Effekte

Die Literatur der Romantik

100245 SE 2023S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Zu den charakteristischen Eigenschaften der romantischen Literatur gehört, dass sie den Anspruch auf ästhetische Autonomie mit Nachdruck herausstreicht. Betont wird dabei die Eigenlogik der Literatur, die als das Medium der Imagination par excellence von anderen Darstellungsformen und Aussagesystemen abzugrenzen sei. Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, dass romantische Autoren ausgiebig über die Medialität von Schrift und über die Praktiken des Schreibens und des Lesens reflektieren, sei es in theoretischen Stellungnahmen oder in den literarischen Texten selbst. Bemerkenswert ist zugleich, dass man dabei gerade der ‚stummen‘ Schriftlichkeit die Kraft zutraut, eine Vielzahl an sinnlichen optischen, akustischen, haptischen Eindrücken zu erzeugen, die oft eine geradezu halluzinatorische Qualität annehmen. Exemplarisch dafür stehen beliebte romantische Motive wie etwa Steine, die plötzlich zu tönen beginnen, oder das Auftreten von Stimmen, die sich keinerlei Träger zuordnen lassen, sondern als eine Art körperloses Echo durch den Text geistern. Und nicht zuletzt sind es optische Medien und andere technische Gerätschaften, die eine verschobene oder entgrenzte Wahrnehmung der literarischen Figuren (und idealerweise der Leser) bewirken oder diese gar in profunde Delirien stürzen.
Technische Medien kommen dabei nicht lediglich als Requisiten zum Einsatz, sie fungieren vielmehr als zentrale Schaltstellen des Geschehens und der Textorganisation insgesamt. Häufig rücken sie genau dann ins Zentrum der Darstellung, wenn die Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktionen, zwischen ‚objektiver‘ Welt und ‚subjektiver‘ Wahrnehmung zu kollabieren scheint und so der Raum für imaginative Vorstellungswelten freigegeben wird. Das Spektrum der literarischen Gestaltung solcher medien-induzierter oder quasi-medialer Effekte ist weit: Es reicht von euphorischen Naturerlebnissen, die sich in einer Sphäre der harmonischen Klänge, Farben und Düfte ergehen, bis hin zu den sprichwörtlichen "Nachtseiten" der Romantik, die umgekehrt die Abgründe des menschlichen Seelenlebens ausleuchten.
Diesen Zusammenhängen werden im Seminar anhand von einschlägigen Texten (u.a. Novalis, Ludwig Tieck, Clemens Brentano, E.T.A. Hoffmann) und Themenfeldern (wie dem Topos der romantischen Liebe) nachgehen. Ergänzend dazu werden wir einige jener medien- und technikhistorischen Entwicklungen in den Blick nehmen, die in der Zeit um 1800 von sich reden machen.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Exposé
- Referat
- schriftliche Abschlussarbeit (Abgabetermine 31.7.2023)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Umfang der Abschlussarbeiten: Seminararbeiten 25 Seiten Haupttext

Modul V Masterseminar mit Zusatzleistung aus dem Master Deutsche Philologie (12 ECTS): Für die Aufwertung des Seminars um 6 ECTS muss eine verpflichtende schriftliche Mehrleistung (10 Seiten Haupttext) erbracht werden, d.h. es muss eine Seminararbeit im Umfang von 35 Seiten Haupttext verfasst werden.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.
Gefordert sind darüber hinaus
- aktive Mitarbeit in den Sitzungen und Beteiligung an Gruppenarbeiten
- Verfassen eines Exposés inkl. Kurzbibliographie
- Referat
- Seminararbeit (25 Seiten Haupttext)