Vorlesungs­verzeichnis

Masterseminar NdL: Karl Kraus: "Die letzten Tage der Menschheit"

100240 SE 2021W

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Karl Kraus' monumentales Weltkriegsdrama 'Die letzten Tage der Menschheit' aus den Jahren 1915 bis 1922 gilt international als eine der wichtigsten literarischen Auseinandersetzungen mit der "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts sowie als Schlüsseltext der österreichischen Literatur der Moderne. Der Erste Weltkrieg, der das "Jahrhundert der Extreme" (Eric Hobsbawm) eingeleitet hat, wird in dieser 'Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog' (so die erstaunlich traditionell anmutende peritextuelle Gattungsangabe) mit besonderem Blick auf die "Heimatfront" in Wien und in anderen Orten der Habsburgermonarchie gleichsam dokumentarisch aufbereitet. In 220 lose zusammenhängenden Szenen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft, die vielfach auf authentischen zeitgenössischen Text- und Bildquellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges dargestellt. Das Seminar zielt darauf, die den Text strukturierenden konstitutiven Spannungen wie die Gegensätze zwischen Totalitätsanspruch und Fragmentarizität, klassizistischer Poetik und antiklassizistischer Form, forciertem Sprachpurismus und eminenter Zitathaftigkeit etc. kritisch herauszuarbeiten.
Voraussetzung für eine sinnvolle Teilnahme ist die Kenntnis des Textes, den Kraus einem „Marstheater“ zugedacht hat.
Ein zentrales Ziel der Lehrveranstaltung ist die Vermittlung von Kompetenzen der Lektüre und Analyse anspruchsvoller literarischer Texte sowie von Kompetenzen zu ihrer historischen Kontextualisierung, darüber hinaus die Vermittlung von Spezialwissen zur Literatur- und Kulturgeschichte der deutschsprachigen – insbesondere der österreichischen – Moderne (1. Hälfte des 20. Jahrhunderts) sowie von literatur- und kulturtheoretischen Kenntnissen.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Impulsreferate und Thesenpräsentationen (inkl. PPP) auf der Basis eigener Textlektüre und der vorliegenden Sekundärliteratur, aktive Teilnahme an der Seminardiskussion, Verschriftlichung einer Seminararbeit.

 

Literatur

Textgrundlage (bitte bis zur ersten Sitzung anschaffen und mitbringen):
Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986 (= Karl Kraus: Schriften. Hg. v. Christian Wagenknecht, Bd. 10). [848 S.; ISBN: 978-3518378205]
Alle weiteren behandelten Primärtexte werden auf moodle zur Verfügung gestellt.
Zur Anschaffung empfohlen:
Agnes Pistorius: "kolossal montiert". Ein Lexikon zu Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Wien: Ibera 2011. [583 S.; ISBN: 978-3850522854]
Zur Einführung und ersten Orientierung:
Sigurd Paul Scheichl: Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. In: Dramen des 20. Jahrhunderts. Bd. 1. Stuttgart: Reclam 1996 (= Reclams Interpretationen), S. 224–241.
Friedrich Achberger: Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus. In: F. A.: Fluchtpunkt 1938. Essays zur österreichischen Literatur zwischen 1918 und 1938. Hg. v. Gerhard Scheit mit einem Vorwort v. Wendelin Schmidt-Dengler. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1994 (= Antifaschistische Literatur und Exilliteratur. Studien und Texte, Bd. 12), S. 59–92 u. 193–194 (Anm.)
Weiteren Forschungsliteratur wird auf moodle zur Verfügung gestellt.

 

Prüfungsstoff

Kenntnis des literarischen Textes und maßgeblicher zeitgenössischer Kontexte; kulturtheoretisches und kulturhistorisches Wissen.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.
Umfang der Abschlussarbeiten: Seminararbeiten 25 Seiten Haupttext.
Modul V Masterseminar mit Zusatzleistung aus dem Master Deutsche Philologie (12 ECTS): Für die Aufwertung des Seminars um 6 ECTS muss eine verpflichtende schriftliche Mehrleistung (10 Seiten Haupttext) erbracht werden, d.h. es muss eine Seminararbeit im Umfang von 35 Seiten Haupttext verfasst werden.
Das Hauptgewicht der Beurteilung liegt auf der schriftlichen Arbeit; darüber hinaus werden weitere Leistungen wie mündliche Präsentation, Beteiligung an der Seminardiskussion etc. bei der Notengebung berücksichtigt.