Vorlesungs­verzeichnis

Masterseminar NdL: Peter Handke

100240 SE 2021S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Peter Handke zählt zu den prominentesten und wichtigsten, aber auch zu den umstrittensten und zugleich streitbarsten deutschsprachigen Autoren der letzten 50 Jahre, was spätestens anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Literatur 2019 und die daran anschließende internationale Kontroverse wieder ins allgemeine Bewusstsein getreten ist. Handke galt lange als Schriftsteller, der sich mit jedem neuen Werk auf möglichst radikale Weise vom vorausgehenden Werk loszusagen verstand. Seine Arbeiten seien stets ein Affront sowohl gegen sein Publikum, als auch gegen die eigene Position des bereits Erreichten und damit gegen eine drohende Manier. Seit den 1980er Jahren allerdings geriet seine gleichsam systematisch angelegte Destruktion hergebrachter Wahrnehmungs-, Darstellungs- und Ausdrucksmuster selbst in Gefahr, zu einem ästhetischen Schematismus zu gerinnen. Als Ausdruck dieser Krise und auch als Versuch ihrer Überwindung kann seine immer intensivere und produktivere Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition gewertet werden.
Das Seminar versucht, Handkes ständig weiterentwickelte Strategie der ‚potenzierten Aufsässigkeit’ (Peter Pütz) diachron zu rekonstruieren. Zu diesem Zweck sollen maßgebliche Stationen seiner literarischen sowie allgemein künstlerischen Entwicklung anhand genauer Textlektüren und unter ausdrücklicher Berücksichtigung der literatur- und kulturhistorischen Kontexte nachgezeichnet werden.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Impulsreferate und Thesenpräsentationen (inkl. PPP) auf der Basis eigener Textlektüre und der vorliegenden Sekundärliteratur, aktive Teilnahme an der Seminardiskussion, Verschriftlichung einer Seminararbeit.

 

Literatur

Geplant ist u.a. die Lektüre von: Kaspar (1968), Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Falsche Bewegung (1975), Die Stunde der wahren Empfindung (1975), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Nachmittag eines Schriftstellers (1986), Versuch über die Jukebox (1990), Gerechtigkeit für Serbien (1996), Immer noch Sturm (2010) und Das zweite Schwert (2020), die Texte müssen angeschafft und gelesen werden.
Zur Einführung: Christoph Parry, Peter Pütz und Nicolai Riedel: Peter Handke. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1978ff.
Einen ersten Überblick vermittelt Hans Höller: Peter Handke. Reinbek bei Hamburg 2007 (=rm 50663).
Zur Vertiefung sei zusätzlich genannt: Alexander Honold: Der Erd-Erzähler. Peter Handkes Prosa der Orte, Räume und Landschaften. Stuttgart 2017.

 

Prüfungsstoff

Das Seminar wird ausgewählte Erzähltexte Peter Handkes und zwei Dramen einer genauen Lektüre unterziehen, ihr ästhetisches Verfahren rekonstruieren und sie in ihren literatur-, kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext situieren. Die Analyse und Interpretation der literarischen Texte soll das Bewusstsein für die Problematik einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit Gegenwartsliteratur schärfen. Neben den Entstehungs- und Wirkungsumständen stehen thematische Aspekte wie Popkultur und literarische Tradition, Medienkonkurrenz und Medienkritik sowie auch die frühe internationale Wirkung dieses Autors im Mittelpunkt. Schließlich werden auch wichtige Stationen der Forschungsgeschichte diskutiert.
Mit der erfolgreichen Absolvierung der Lehrveranstaltung sollen die Studierenden ihre Kenntnis maßgeblicher Werke Peter Handkes, der deutschsprachigen Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte des ausgehenden 20. Jahrhunderts sowie allgemeiner literaturhistorischer und literatur sowie kulturtheoretischer Fragestellungen vertiefen. Darüber hinaus sollen wichtige Grundlagen der Analyse und Interpretation von Dramen und Erzähltexten erarbeitet werden.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Gute Kenntnis der deutschen Sprache, Textkenntnis, Bereitschaft zum close reading, Interesse an ästhetischen, sozial- und kulturhistorischen sowie kulturtheoretischen Fragestellungen.
Das Hauptgewicht der Beurteilung liegt auf der schriftlichen Arbeit; darüber hinaus werden weitere Leistungen wie Referat, Beteiligung an der Seminardiskussion etc. bei der Notengebung berücksichtigt.
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.
Umfang der Abschlussarbeiten: Seminararbeiten 25 Seiten Haupttext