Neuere deutsche Literatur: Einführung in die Gender Studien
100235 KO 2015S
Vortragende:
Zeit: MO, 9.3. - 18.5.2015, 16.45 - 18.15
Ort: Seminarraum 2H415, UZA II, Rotunde 2 (Althanstraße 14, 1090 Wien)
SA 30.05.2015 09.45 - 18.15 Ort: Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1. Stock, Stiege 9
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Gender Studien fragen nach der Bedeutung des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft. Sie setzen keinen festen Begriff von Geschlecht voraus, sondern untersuchen, wie sich ein solcher Begriff in den verschiedenen Zusammenhängen herstellt bzw. wie er hergestellt wird, welche Bedeutung ihm beigemessen wird und welche Auswirkungen er auf die Verteilung der politischen Macht, die sozialen Strukturen und die Produktion von Wissen, Kultur und Kunst hat. Gender hat sich zu einer inter- und transdiziplinären Schlüsselkategorie in den Debatten über das Verhältnis zwischen Wissen/Wissenschaft und Geschlecht/Geschlechterordnung entwickelt und zur Internationalisierung und Professionalisierung der Geistes- und Kulturwissenschaften insgesamt beigetragen.
In den letzten Jahren haben postkoloniale und queer-theoretische Ansätze zu einer weiteren Schärfung der Kategorie geführt. Sie haben den Blick gezielt auf die problematische Beziehung zwischen hegemonialer und minoritärer Wissensproduktion in universitären und außerakademischen 'Wissenskulturen' gelenkt und die Wahrnehmung von Interdependenzen zwischen 'Geschlecht', 'Ethnizität', 'Rasse', 'Klasse, 'Sexualität' , 'Alter' und 'Behinderung' entscheidend gefördert. Zwar gehören Gender Studien keineswegs an allen Universitäten zum Kanon, sie haben in vielen Disziplinen aber Anstöße zur theoretischen und methodischen Neuorientierung gegeben. Die Frage des Geschlechts ist nicht nur von Bedeutung für die soziale Geschlechterordnung, sie ist auch zu einem wichtigen Instrument der Hinterfragung für die Wissensordnungen insgesamt geworden und daher eng mit der aktuellen Wissenschaftsgeschichte verbunden.Ausgehend von dem Band Gender @ Wissen (3. Auflage 2013) sollen ausgewählte theoretische Positionen und deren gesellschaftspolitischen Kontexte sowie zentrale Themenfelder der gegenwärtigen Genderforschung erarbeitet werden. Dazu gehören zum einen Fragen nach der Bedeutung von Identität, Körper und Gedächtnis, zum anderen nach den neuen Entwicklungen in den Reproduktionsverfahren, die Vorstellungen von Zeugung, Sexualität und Familie fundamental verändert haben. Die alten Dichotomien zwischen Natur und Kultur haben längst ihre Geltung verloren, für die symbolische Geschlechterordnung sind sie jedoch keineswegs außer Kraft gesetzt. Nicht weniger wichtig sind die Herausforderungen, die von der Globalisierung und der Digitalisierung ausgehen und Fragen von Herrschaft, Macht und Gewalt in so radikaler Weise aufwerfen, dass bereits in einigen Kreisen von der 'Post Gender Ära' die Rede ist. Demgegenüber wird zu prüfen sein, ob Gender nicht auch in Zukunft eine produktive Kategorie sein wird, mit der hegemoniale Strukturen in der Gesellschaft, der Wissenschaft und Kultur analysiert und kritisiert werden können. Für die Lektürepraxis in den Literatur- und Kulturwissenschaften ist sie als Analysekategorie nach wie vor unverzichtbar.Die LV gilt als genderkonform!
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft