NdL: Traum und Form: Literarische Gestaltung von Träumen. Kolloquium Neue Poesie: Margret Kreidl
100231 KO 2021W
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Träume und Traumerzählungen zählen zu den großen Rätseln und Faszinosa des menschlichen Erlebens, sei es durch ihre prophetische Kraft, die ihnen seit der Antike (z.B. in Artemidors "Traumkunst") zugeschrieben wird, sei es durch die „Theorie“, die zu ihrer Deutung vor allem von Sigmund Freud entwickelt und ihrerseits auf literarische Texte angewendet wurde. Träume sind ebenso Gegenstand literarischer Gestaltung wie wissenschaftlicher und psychoanalytischer Beforschung geworden. Im Konversatorium sollen ausgewählte Knotenpunkte dieses weit gespannten Themenfeldes skizziert, überprüft und diskutiert werden. Es zeichnen sich dabei mehrere Schwerpunkte ab:
1) der Bezug von poetisch-ästhetischen Verfahren zu Träumen und Traumberichten, wie z.B. Elisabeth Lenk den „nächtlichen Traum in Analogie zu ästhetischen Phänomenen“ zu betrachten sich herausnimmt. Sie möchte damit das Verhältnis von Traum und Literatur umkehren und ästhetische Qualitäten der Literatur zum Verständnis und zur Erklärung des Zustandekommens von Trauminhalten heranziehen.
2) im Vor- Um- und Nachfeld zu Freud sollen die ersten „wissenschaftlichen“ Traumtheorien exemplarisch gelesen und befragt werden, hinsichtlich ihrer immanenten Plausibilität, aber auch hinsichtlich ihrer Anwendung zum Verstehen literarischer Texte (Karl A. Scherner, Wilhelm Wundt, Johannes Volkelt, Herbert Silberer, Ernst Kris, Jean Piaget).
3) die von Freud konstatierten Mechanismen „Verschiebung“ und „Verdichtung“ („Traumverschiebung und Traumverdichtung sind die beiden Werkmeister, deren Tätigkeit wir die Gestaltung des Traumes hauptsächlich zuschreiben dürfen“) – und ihre Karriere innerhalb der Literaturwissenschaft (z.B. ihre verwandelnde Adaption im Formalismus von Roman Jakobson)
4) eine Rekonstruktion von ausgewählten Aspekten der so genannten psychoanalytischen Literaturwissenschaft
5) ein Blick auf literarische Traumtexte: Surrealismus, Traumberichte der Wiener Nachkriegsavantgarde (Elfriede Gerstl, Andreas Okopenko), Traum und Diktatur: Christa Beradt, Raúl Zurita, Bogdan Bogdanovic), Paula Ludwig, James Joyce.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Die Leistungsfeststellung erfolgt über mehrere, auch während des Semesters zu erbringende Leistungen. Am Ende des Semesters steht eine mündliche Prüfung über die erarbeiteten Inhalte und die Semesterlektüre.
Literatur
Wird in der 1. Stunde mit dem Semesterplan bekanntgegeben und großteils per Moodle zur Verfügung gestellt.
Vorablektüre: Elisabeth Lenk: Die unbewusste Gesellschaft. Matthes & Seitz 1982 (Auszüge: Einleitung, Märchen, Phänomenologie der Traumform – Moodle)
Prüfungsstoff
Gesamter Inhalt der LV.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.
Zum positiven Abschluss der Lehrveranstaltung sind erforderlich:
1) regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit in der Diskussion (Anfertigen von Diskussionspapieren und Leseprotokollen) und an der Abschlussveranstaltung in der Alten Schmiede (19.1.2022); Abmeldung ohne Benotung bis maximal inkl. der 3. Einheit möglich; max. dreimalige Abwesenheit während des Semesters: 10 Prozent
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft