Vorlesungs­verzeichnis

NdL: Erzählte Gefühle in der Literatur um 1800

100220 PS 2018W

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Auswirkungen der aufklärerischen Wende hin zur Idee des in allen Bereichen selbstbestimmten Individuums kann in ihrer Dimension kaum unterschätzt werden und bringt grundlegende Veränderungen im politischen, religiösen und sozialen Zusammenleben der Menschen. Als zunehmend wichtige Disziplin gilt daher auch die Psychologie, die dazu beitragen soll, seelische Vorgänge erklärbar zu machen, etwa, um zu erkunden, worin die Ursache für ein Verbrechen zu suchen ist, aber auch, um die Palette menschlicher Empfindungen insgesamt zu beschreiben. Gefühle, Affekte, Stimmungen, allen voran natürlich die Liebe, sind also ein besonders spannendes Thema für das 18. Jahrhundert, und diese Erkundung wird auch – und ganz entscheidend – über die Literatur geführt. Insbesondere dem Roman, wie Sophie von La Roches "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" und Goethes "Werther", kommt dabei eine neue Rolle zu, da die erzählende Gattung als geeignete Form empfunden wird, diese Aufklärung über sich selbst und in der Auseinandersetzung mit anderen zu betreiben. Das heißt aber keineswegs, dass dies lehr- und thesenhaft abgehandelt wird, sondern das Erzählen entwickelt besonders raffinierte neue Techniken, um selbst Emotionen bei den LeserInnen zu wecken und sie möglichst zum Mitfühlen zu bewegen; die Epoche bringt daher einige der gefühlshaltigsten Texte der deutschen Literatur hervor.
Diesen Techniken geht das Proseminar nach, das Hauptaugenmerk liegt auf der Frage, von welchen Emotionen jeweils die Rede ist und wie sie dargestellt werden. Das bedarf genauer Textkenntnis, die zum einen beispielhaft in gemeinsamer Lektüre im Seminar und zum anderen über Kurzreferate und Gruppendiskussion erarbeitet wird. Erwartet wird im Besonderen die Bereitschaft zur Mitarbeit; jede/r TeilnehmerIn muss zumindest eine Präsentation mit Diskussionsleitung im Seminar übernehmen und eine Seminararbeit von 12-15 Seiten verfassen, abzugeben bis 20.3.2019.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit; Referat mit Thesenpapier und Diskussionsleitung; PS-Arbeit

 

Literatur

Primärliteratur:
Christian Fürchtegott Gellert: Leben der schwedischen Gräfin von G*** (Reclam-Ausgabe)
Friedrich Gottlieb Klopstock: Salomo. Ein Trauerspiel (Auszüge)
Sophie von La Roche: Geschichte des Fräuleins von Sternheim 1771 (Reclam)
Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers, in der Ausgabe: Paralleldruck der beiden Fassungen (Reclam)
Christoph Martin Wieland: Freundschaft und Liebe auf der Probe, in: Das Hexameron von Rosenhain
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman (in der Ausgabe von C.H. Beck günstig antiquarisch zu erwerben)
Johann Wolfgang Goethe Die Wahlverwandtschaften (Auszüge) (Reclam oder in dtv Bibliothek der Erstausgaben hrsg. v. J. Kiermeier-Debre, antiquarisch sehr günstg zu erwerben)

Empohlene Sekundärliteratur:
Allgemein: Benedikt Jeßing/Ralph Köhnen: Einführung in die neuere deutsche Literaturwissenschaft, Stuttgart/Weimar 2017 (4. Aufl.)
Gerhard Kaiser: Aufklärung Empfindsamkeit Sturm und Drang, Tübingen/ Basel 2007 (6. Aufl, UTB 484)
Alexander Košenina (Hg.): Literarische Anthropologie. Grundlagentexte zur ‚Neuentdeckung des Menschen‘, Berlin/Boston 2016
Werner Schneiders (Hg.): Lexikon der Aufklärung. Deutschland und Europa, München 1995

Weitere Sekundärliteratur wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit (max. 3 entschuldigte Fehlstunden); Mitarbeit, Diskussionsbereitschaft; Referat mit Thesenblatt; Proseminararbeit