Vorlesungs­verzeichnis

NdL: Literatur und Experiment

100190 PS 2023S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Proseminar „Literatur und Experiment“ nähert sich einer Konvergenzgeschichte von naturwissenschaftlichen und literarischen Experimenten an. Die These lautet, dass der Kontakt von Autor*innen mit wissenschaftlichen Experimentalformaten spätestens seit dem 18. Jahrhundert oftmals auch zu literarischen Experimenten geführt hat. Inwieweit das der Fall ist und welche Darstellungsverfahren dabei entwickelt worden sind, untersucht das Proseminar in eingehender Arbeit mit literarischen Texten.

Allgemein denkt man bei einer Kopplung von „Literatur und Experiment“ an neuartige Formen des Schreibens, die mit herkömmlichen, traditionsgebundenen Verfahren der Textproduktion brechen und zugleich mit einer Reihe von Vorannahmen über „writing, language, aesthetics, politics, knowledge, science, and above all, modernity” verbunden sind (Cecire 2019, vii). Experimentelle Literatur gewinnt dabei einen Gutteil ihres Prestiges aus dem metaphorischen Import des Experimentalbegriffs aus den exakten Wissenschaften, wo Experimente üblicherweise ein „methodisches Vorgehen zur Gewinnung bzw. Überprüfung von Erkenntnissen im Rahmen von Theorien“ (Jäger 1997, 546) bezeichnen. Gegenüber einer solchen Verengung der Lesarten von „Literatur und Experiment“ hat die Literaturwissenschaft seit geraumer Zeit ein differenzierteres Verständnis gesetzt, das nicht nur die kulturellen und medialen Bedingungen naturwissenschaftlicher Versuchsanordnungen in den Blick rückt (vgl. Beer 1983; Latour/Woolgar 1986; Rheinberger 1992; Vogl 1997), sondern auch die Darstellungsverfahren der Literatur im Spiegel konkreter historischer Experimentalkulturen zu lesen gelernt hat.

Auf dem Programm stehen u.a. Werke von Goethe, M. Shelley, Büchner, Stifter, Zola, Musil, O. Wiener und Jirgl. Eine detaillierte Literaturliste wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1. Regelmäßige Mitarbeit
2. Bereitschaft zur Übernahme der Expertenrolle für eine Sitzung
3. Proseminararbeit (15 Seiten Haupttext)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

 

Literatur


Ausgewählte Forschungsliteratur

Beer, Gillian: Darwin’s Plots: Evolutionary Narrative in Darwin, George Eliot and Nineteenth-Century Fiction. 3rd ed. Cambridge: Cambridge University Press, 2009.
Borgards, Roland et al. (Hg.): Literatur und Wissen: ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Metzler, 2013.
Cecire, Natalia: Experimental: American Literature and the Aesthetics of Knowledge. Balitmore: Johns Hopkins University Press, 2019.
Gamper, Michael (Hg.): Experiment und Literatur: Themen, Methoden, Theorien. Göttingen: Wallstein, 2010.
Jäger, Georg: „Experimentell“. In Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, herausgegeben von Harald Fricke et al., Vol. I: A – G. Berlin: de Gruyter, 1997, 546–48.
Krause, Marcus, und Nicolas Pethes (Hg.): Literarische Experimentalkulturen: Poetologien des Experiments im 19. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2005.
Meyer, Steven (Hg.): The Cambridge Companion to Literature and Science. Cambridge: Cambridge University Press, 2018.
Solhdju, Katrin: Selbstexperimente: die Suche nach der Innenperspektive und ihre epistemologischen Folgen. München: Fink, 2011.
Vogl, Joseph (Hg.): Poetologien des Wissens um 1800. München: Fink, 1999.

 

Prüfungsstoff

Siehe obige Sektionen.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestumfang der Proseminararbeit: 15 Seiten Haupttext

Kursnote – Gewichtung d. Leistungskontrolle:
Regelmäßige Mitarbeit: 15 %
Expertenrolle: 15 %
Exposé mit Bibliographie: 10%
Proseminararbeit: 60 %