Vorlesungs­verzeichnis

DaF/Z: Was ist Sprache? Sprachideologien und Sprachendiskurse

100187 SE 2021S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt", sagt Ludwig Wittgenstein.
"In der Sprache gehört das Wort zur Hälfte jemand anderem [...] von dort muss man es sich holen und es sich zu seinem Eigen machen.", meint Michail Bachtin.
"Meine Muttersprache ist nicht die Muttersprache meiner Mutter. Die Muttersprache meiner Mutter ist nicht die Muttersprache ihre Mutter", schreibt Tomer Gardi.
"Türkisch lernt man nicht, Türkisch verlernt man", stellt Kübra Gümüşay fest.

ZIELE:
In diesem lektüreintensiven Seminar wollen wir uns Zeit nehmen über folgende Fragen nachzudenken:
Was ist Sprache? Was kann/soll/muss/darf Sprache sein?
Sind manche Sprachen besser/wichtiger/schöner als andere?
Wer darf Sprache(n) verändern?
Welche historischen Vorstellungen von Sprache(n) finden sich auch in heutigen Verhandlungen über Sprache(n) und Sprecher*innen?
Welche Sprachkategorisierungen werden in Diskursen aktuell verhandelt (etwa in Medien, in Bildungsdiskursen, in Sprachpolitischen Regelungen etc.)?
Was bedeuten diese Fragen im Kontext des Lehren und Lernens von DaF* oder DaZ*?

INHALTICHE SCHWERPUNKTE:
-> Sprachideologieforschung: Muttersprachenideologie, Nationalsprachenideologie, (R)Einheitsprachenideologie, Standarsprachenideologie
-> Sprachen, (il)legitimer Sprecher*innen und Sprachkompetenzen ('native speakerism')
-> Sprachprestige und (Sprachen)Bildung
-> Sprache als symbolische Macht
-> Sprache(n) und Zugehörigkeit

METHODEN:
intensive Auseinandersetzung mit Texten zu diesen Themenbereichen (wissenschaftliche und literarische Bearbeitungen) - diese umfasst:

- Lektüre individuell
- fragengeleitete Lektüre in der Gruppe
- mündlicher Austausch (Diskussionen in verschiedenen Konstellationen)
- schriftliche Reflexionen und Weiterentwicklung eigener Gedanken in einem Journal
- schrittweise Erarbeitung eines Seminararbeitsthemas (auf Basis des Journals) sowie
- Erstellung eines Miniexposées
- Verfassen einer Seminararbeit (25 Seiten Haupttext)
.
Das Seminar wird als Online-Seminar angeboten, auf unterschiedliche Formate (Kleingruppen in Break-Out-Rooms, Inputphasen, Austausch im Plenum, Arbeitsphasen einzeln) wird geachtet.
Zu den einzelnen Themen wird es ergänzend auch theoretische Inputs der LV-Leiterin geben, wobei Frontalvorträge kurz gehalten werden, um die gemeinsame Erarbeitung der genannten Fragen fokussieren zu können.
Intensive Schreib- und Lesephasen werden inkludiert.
In das Journal-Schreiben wird eingeführt, Umsetzungsmöglichkeiten werden gemeinsam festgelegt.
Die Entwicklung der Seminararbeit wird von der LV-Leiterin in den einzelnen Schreibphasen unterstützt. Es stehen verschiedene Feedbackmodi zur Verfügung, die im Seminar vorgestellt werden.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

engagierte Mitarbeit (Lektüreaufgaben, Diskussionen....)
kontinuierliches Journal-Schreiben
Abgabe eines Miniexposées für die Seminararbeit
Seminararbeit (25 Seiten Haupttext)

 

Literatur

Wird im Seminar besprochen und zur Verfügung gestellt.
Auswahl:

Bonfiglio, T. (2010): Mother Tongues and Nations: The Invention of the Native Speaker. New York: De Gruyter.

Bonfiglio, T.P. (2013): The Invention of the Native Speaker. Critical Multilingualism Studies 1(2), 29-58. https://scholarship.richmond.edu/mlc-faculty-publications/7/

Busch, B. (2013): Mehrsprachigkeit. Stuttgart: UTB.

Cyffer, N. (2011): Gibt es primitive Sprachen – oder ist Deutsch auch primitiv? In: Stolz, T./Vossmann, C./Dewein, B. (Hrsg.): Kolonialzeitliche Sprachforschung. Die Beschreibung afrikanischer und ozeanischer Sprachen zu Zeit der deutschen Kolonialherrschaft (S. 55-74). Berlin: Akademie-Verlag.

Gal, S. & Irvine, J. (2019): Signs of Difference. Language and Ideology in Social Life. Cambridge: University Press.

Gardi, T. (2016). Broken German. Graz: Droschl.

Gümüşay, K. (2020): Sprache und Sein. Berlin: Hanser.

Holliday, A. (2006). Native Speakerism. English Language Teaching (ELT) Journal 60, (4), 385-387.

Horner, K./Weber, J.-J. (2018): Multilingualism. A Social Approach. London + New York: Routledge.

Knappik, M., & Ayten, A. C. (2020). Was ist die beste Sprache? Zur Rassismusrelevanz der Ungleichmachung von Sprachen. In: Fereidooni, K & Simon, N (Hrsg.), Rassismuskritische Fachdidaktiken. Theoretische Reflexionen und fachdidaktische Entwürfe rassismuskritischer Unterrichtsplanung. Wiesbaden: VS.

Pokitsch, D. & Bjegač, V. (i.E.): Die Sprache(n) des Subjekts. Subjektivierung in durch und über Sprache. In: Bosančić, S./Pfahl, L./Schürmann,L./Brodersen, F. (Hrsg): Empirische Subjektivierungsforschung. Grundlagen und Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

Stokowksi, M. (2019): Sprache. In: Aydemir, F. & Yaghoobifarah, H. (Hrsg.): Eure Heimat ist unser Albtraum. Ullstein: 155-155.

 

Prüfungsstoff

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

regelmäßige und engagierte Teilnahme an den einzelnen Sitzungen (max. 3 Fehleinheiten)
Interesse an der Thematik sowie Interesse daran sich mit diesen Themen lesend, schreibend und im gemeinsamen Austausch zu befassen.
Achtung: Es werden Texte auf Deutsch und tlw.auch Englisch gelesen. Bitte melden Sie sich für das Seminar nur an, wenn dies für sie möglich ist.

Beurteilung:
Punkteverteilung für 6 ECTS (gesamt max. 200 Punkte)
- engagierte Teilnahme am Seminar 50 Punkte
- Journal 25 Punkte
- Miniexposée 25 Punkte
- Seminararbeit 100 Punkte

Notenschlüssel (jeweils für 3 ECTS):
Sehr gut: 100-90 Punkte, Gut: 89-79 Punkte, Befriedigend 78-68 Punkte, Genügend: 67-56 Punkte, Nicht genügend: 55-0 Punkte